Hunderte Briefe von SS-Chef Himmler aufgetaucht

Jahrelang lagen sie einem Privathaushalt, dann in einem privaten Archiv. Nun berichtet die Zeitung "Die Welt" über den Fund bislang unbekannter Briefe, Notizen und Fotos des Nazi-Führers Heinrich Himmler. In den privaten Briefen schimmert die "Besessenheit Himmlers" durch, so der Bericht.
In Israel sind hunderte private Briefe, Notizen und Fotos des Nazi-Führers Heinrich Himmler aufgetaucht. Die Dokumente hätten sich in einem Privathaushalt befunden und seien heute im Besitz eines Privatarchivs in Tel Aviv, berichtet die Tageszeitung "Die Welt" in ihrer Samstagsausgabe. Ein Gutachten des Bundesarchivs bestätigt die Echtheit der bislang unbekannten Dokumente: "Es besteht kein Anlass, an der Echtheit der Unterlagen in Tel Aviv zu zweifeln."
"Die Welt", der Kopien der Unterlagen vorliegen, kündigte an, gemeinsam mit der "Welt am Sonntag" viele der bislang unbekannten Dokumente zu veröffentlichen.
Himmler war ab 1929 "Reichsführer SS" und ab 1943 Reichsinnenminister. Ihm unterstanden auch die Konzentrationslager. Damit ist er einer der Hauptverantwortlichen für den Holocaust. Bei Kriegsende nahm er sich in britischer Gefangenschaft mit einer Giftkapsel das Leben.
"Dein Heini" oder "Euer Pappi"
Dem "Welt"-Bericht zufolge schrieb Himmler die Briefe von 1927 bis fünf Wochen vor seinem Selbstmord an seine Frau Marga. Außerdem umfasse der Bestand zahlreiche Fotos, den Nachlass von Himmlers Pflegesohn Gerhard und weitere Papiere wie Rezeptbücher. Weiter heißt es, die Handschrift der oft mit "Dein Heini" oder "Euer Pappi" unterzeichneten Briefe stimme mit anderen Schriftstücken Himmlers überein. Die Schreiben seien eine Ergänzung zu denen von Himmlers Ehefrau, die schon seit vielen Jahren im Bundesarchiv aufbewahrt würden.
Der Briefwechsel zwischen Heinrich und Marga Himmler erscheine auf den ersten Blick banal, schreibt "Die Welt". Allerdings schimmere schon in den frühen Schreiben die "Besessenheit Himmlers und sein hemmungsloser Antisemitismus durch".
Verstehen, wie Himmler tickte
Die Geschichte über das Handeln Heinrich Himmlers müsse nicht umgeschrieben werden, sagte der Redakteur der "Welt", Sven Felix Kellerhoff, im Deutschlandfunk. Laut Kellerhoff hilft das Material zu verstehen, wie Himmler getickt habe. Dieser habe sich selbst für anständig gehalten und sei zum Massenmörder geworden.
aba