Notwendig, aber ungesichert
Die Frage der Militärseelsorge wird in Russland seit Langem diskutiert und sie ist von staatlicher Seite bis heute nicht gelöst.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche hat ihre Zusammenarbeit mit dem Militär bereits seit vielen Jahren geregelt. Das Moskauer Patriarchat richtete im Oktober 1995 eine Synodalabteilung ein, die für die Militär- und Gefängnisseelsorge zuständig ist. Heute stehen den über eine Millionen Soldaten und Offizieren zwar rund 950 Militärseelsorger in Vollzeit zur Verfügung. Ein Gesetz zur Einführung der Militärseelsorge gebe es in Russland immer noch nicht, kritisiert der stellvertretende Leiter der Synodalabteilung, Priester Michail Wassiljew.
"Jeder Bürger der Russischen Förderation hat das verfassungsmäßige Recht auf freie Religionsausübung. Doch wie wird das realisiert? Wenn jemand zum Beispiel in Tixi am nördlichen Eismeer auf dem Militärflughafen seinen Wehrdienst ableistet, liegt für ihn die nächste russisch-orthodoxe Kirche 1500 Kilometer weit entfernt in Jakutien. Auf der ganzen Welt, außer in Nordkorea, der Mongolei und China sind Militärgeistliche eine gesetzliche Einrichtung. Bei uns gibt es keinen einzigen Geistlichen in der Armee, der auf einer gesetzlichen Basis arbeitet."
Im Juli leitete der russische Präsident Dmitrij Medwedew eine Konferenz zu Fragen des Religionsunterrichts und der Militärseelsorge. Dort gab er bekannt, dass man zunächst die Tätigkeit von Militärseelsorgern für diejenigen Teile der russischen Armee gesetzlich regeln will, die im Ausland stationiert sind. In einer zweiten Phase ist dann eine Regelung für die in Russland stationierten Armeeeinheiten vorgesehen. Oberst Igor Sergejenko vom Verteidigungsministerium ist zuversichtlich, dass bereits im kommenden Jahr die entsprechenden Gesetze verabschiedet werden.
"Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass es in der Armee einen religiösen Bedarf gibt für Geistliche. Bei unseren Umfragen haben sich 63 Prozent der Soldaten als Gläubige bezeichnet, davon 87 Prozent als Orthodoxe. Es geht allerdings nicht darum, in der Armee religiöse Vereinigungen einzuführen, sondern es geht um Militärgeistliche. Das sind verschiedene Dinge. Deshalb sollen die Konfessionen sich untereinander einigen. Die Armee hat damit nichts zu tun."
Der Oberst spielt auf das Problem der nichtorthodoxen Militärseelsorger an. Deren Tätigkeit wird vom Moskauer Patriarchat begrüßt, solange diese Geistlichen den sogenannten traditionellen Religionsgemeinschaften angehören, also dem Islam, dem Judentum oder dem Buddhismus.
Katholiken und Protestanten jedoch gelten als Außenseiter. Besonders zu den Protestanten gehörende Glaubensrichtungen wie die der Adventisten, deren Angehörige den Dienst an der Waffe verweigern, werden häufig von der russisch-orthodoxen Kirche als Sekten stigmatisiert. So legte sich kürzlich in Moskau der orthodoxe Priester Michail Wassiljew in dieser Frage öffentlich mit dem protestantischen Bischof Konstantin Bendas an. Die russisch-orthodoxe Kirche lehnt den Ersatzdienst ab, der in Russland länger dauert als der Wehrdienst. Den Vorwurf seines orthodoxen Kollegen an die Adresse der Adventisten lässt Konstantin Bendas nicht gelten.
"Die absolute Mehrheit der Protestanten dient in der Armee. Wir wünschen allerdings, in den Dialog über die Militärseelsorge mit einbezogen zu werden. Auch dürfen unsere Glaubensbrüder in der Armee nicht benachteiligt werden. Folgende Frage bereitet uns heute Sorge: Inwiefern werden in dem neuen Gesetz die anderen Konfessionen in der Armee berücksichtigt?"
Auf diese Frage hat Präsident Medwedew inzwischen geantwortet. Er teilte mit, dass Konfessionen nur in dem Fall ein Recht auf eigene Militärseelsorger haben sollen, wenn sich zu ihnen in den jeweiligen Armeeabschnitten nicht weniger als zehn Prozent der Soldaten bekennen. Das aber verschafft vor allem der russisch-orthodoxen Kirche Vorteile.
Für die orthodoxe Militärseelsorge scheint außerdem die Kampfbereitschaft der Truppe wichtiger als das Wohlergehen des einzelnen Soldaten. So verharmlost die orthodoxe Kirche etwa die in der russischen Armee weit verbreitete brutale Schinderei von Rekruten durch Dienstältere und Offiziere. Der Priester Michail Wassiljew etwa meint, der Kampf gegen diese körperliche Schinderei falle nicht in den unmittelbaren Aufgabenbereich eines Militärseelsorgers. Der Feldprediger müsse sich vielmehr mit der Rettung der Soldaten-Seelen beschäftigen.
"Jeder Bürger der Russischen Förderation hat das verfassungsmäßige Recht auf freie Religionsausübung. Doch wie wird das realisiert? Wenn jemand zum Beispiel in Tixi am nördlichen Eismeer auf dem Militärflughafen seinen Wehrdienst ableistet, liegt für ihn die nächste russisch-orthodoxe Kirche 1500 Kilometer weit entfernt in Jakutien. Auf der ganzen Welt, außer in Nordkorea, der Mongolei und China sind Militärgeistliche eine gesetzliche Einrichtung. Bei uns gibt es keinen einzigen Geistlichen in der Armee, der auf einer gesetzlichen Basis arbeitet."
Im Juli leitete der russische Präsident Dmitrij Medwedew eine Konferenz zu Fragen des Religionsunterrichts und der Militärseelsorge. Dort gab er bekannt, dass man zunächst die Tätigkeit von Militärseelsorgern für diejenigen Teile der russischen Armee gesetzlich regeln will, die im Ausland stationiert sind. In einer zweiten Phase ist dann eine Regelung für die in Russland stationierten Armeeeinheiten vorgesehen. Oberst Igor Sergejenko vom Verteidigungsministerium ist zuversichtlich, dass bereits im kommenden Jahr die entsprechenden Gesetze verabschiedet werden.
"Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass es in der Armee einen religiösen Bedarf gibt für Geistliche. Bei unseren Umfragen haben sich 63 Prozent der Soldaten als Gläubige bezeichnet, davon 87 Prozent als Orthodoxe. Es geht allerdings nicht darum, in der Armee religiöse Vereinigungen einzuführen, sondern es geht um Militärgeistliche. Das sind verschiedene Dinge. Deshalb sollen die Konfessionen sich untereinander einigen. Die Armee hat damit nichts zu tun."
Der Oberst spielt auf das Problem der nichtorthodoxen Militärseelsorger an. Deren Tätigkeit wird vom Moskauer Patriarchat begrüßt, solange diese Geistlichen den sogenannten traditionellen Religionsgemeinschaften angehören, also dem Islam, dem Judentum oder dem Buddhismus.
Katholiken und Protestanten jedoch gelten als Außenseiter. Besonders zu den Protestanten gehörende Glaubensrichtungen wie die der Adventisten, deren Angehörige den Dienst an der Waffe verweigern, werden häufig von der russisch-orthodoxen Kirche als Sekten stigmatisiert. So legte sich kürzlich in Moskau der orthodoxe Priester Michail Wassiljew in dieser Frage öffentlich mit dem protestantischen Bischof Konstantin Bendas an. Die russisch-orthodoxe Kirche lehnt den Ersatzdienst ab, der in Russland länger dauert als der Wehrdienst. Den Vorwurf seines orthodoxen Kollegen an die Adresse der Adventisten lässt Konstantin Bendas nicht gelten.
"Die absolute Mehrheit der Protestanten dient in der Armee. Wir wünschen allerdings, in den Dialog über die Militärseelsorge mit einbezogen zu werden. Auch dürfen unsere Glaubensbrüder in der Armee nicht benachteiligt werden. Folgende Frage bereitet uns heute Sorge: Inwiefern werden in dem neuen Gesetz die anderen Konfessionen in der Armee berücksichtigt?"
Auf diese Frage hat Präsident Medwedew inzwischen geantwortet. Er teilte mit, dass Konfessionen nur in dem Fall ein Recht auf eigene Militärseelsorger haben sollen, wenn sich zu ihnen in den jeweiligen Armeeabschnitten nicht weniger als zehn Prozent der Soldaten bekennen. Das aber verschafft vor allem der russisch-orthodoxen Kirche Vorteile.
Für die orthodoxe Militärseelsorge scheint außerdem die Kampfbereitschaft der Truppe wichtiger als das Wohlergehen des einzelnen Soldaten. So verharmlost die orthodoxe Kirche etwa die in der russischen Armee weit verbreitete brutale Schinderei von Rekruten durch Dienstältere und Offiziere. Der Priester Michail Wassiljew etwa meint, der Kampf gegen diese körperliche Schinderei falle nicht in den unmittelbaren Aufgabenbereich eines Militärseelsorgers. Der Feldprediger müsse sich vielmehr mit der Rettung der Soldaten-Seelen beschäftigen.