Notfallseelsorge

Traumatische Erfahrungen in den Hochwassergebieten

06:33 Minuten
Gregor Hergarten blickt in Richtung des Betrachters.
Koordinator Gregor Hergarten ist dankbar für die große Zahl an Seelsorgern, die sich im Hochwassergebiet Rhein-Erft-Kreis eingefunden haben. © privat
Gregor Hergarten im Gespräch mit Liane von Billerbeck  · 23.07.2021
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Die Betroffenen des Hochwassers brauchen nicht nur materielle Hilfe, sondern auch seelischen Beistand. Die Unsicherheit über die Zukunft sei für viele das Schlimmste, sagt Gregor Hergarten, Koordinator der Notfallseelsorge im Rhein-Erft-Kreis.
Nach dem Rückgang des Hochwassers hätten die Menschen in Erftstadt in den letzten Tagen darum gerungen, wieder in ihre Häuser zurückkehren zu dürfen, sagt Gregor Hergarten, Koordinator der Notfallseelsorge im Rhein-Erft-Kreis. Seit gestern sei dies wieder möglich und viele hätten tatkräftig angepackt, um die Schäden zu beseitigen. Andere seien dazu seelisch noch nicht in der Lage.

Manche sehen keine Perspektive mehr

Während der Evakuierungen habe man schnell die Häuser verlassen müssen, "und man wusste nicht, wann man zurückkehren wird. Manche Leute sind unter Lebensgefahr gerettet worden. Das sind potenziell traumatisierende Erfahrungen."
Bei der Rückkehr in ihre Häuser hätten einige Menschen festgestellt, dass sie alles verloren hätten und sich verzweifelt die Frage gestellt: "Wie geht es jetzt für mich weiter?" Manche würden im Moment keinen Ausweg und keine Perspektive sehen.
Man versuche die Betroffenen deswegen, wenn nötig, auch in eine längerfristige Betreuung hineinzuführen. "Das kann kirchlicherseits die Seelsorge vor Ort sein. Aber ich denke, dass eine ganze Reihe von Menschen auch eine weitergehende psychologische Hilfe erhalten muss, die wir in der Notfallseelsorge nicht leisten können. Dafür sind wir nicht ausgebildet."

Auch Seelsorger brauchen Beistand

Auch die vielen ehrenamtlichen Notfallseelsorger brauchen Hilfe. Deswegen treffe man sich immer wieder, um sich auszutauschen. "Und wir haben darüberhinaus, wenn der Einsatz zu Ende ist, die Möglichkeit, mit den Koordinatoren zu sprechen und Supervision in Anspruch zu nehmen."
Er sei überwältigt vom Engagement seiner Kollegen aus anderen Notfallsystemen, sagt Hergarten. Alleine hätte man die Situation nicht stemmen können. "Jeden Tag kommen Notfallseelsorger aus Unna, Wesel, Düsseldorf oder aus dem Oberbergischen Kreis. Alles Menschen, die sehr motiviert sind, und die sagen: Ja, ich nehme das auf mich."
(rja)
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