Norbert Lammert (Hg.): "Christlich-demokratische Union. Beiträge und Positionen zur Geschichte der CDU"
Siedler 2020, 840 Seiten, 30 Euro
Viele Perspektiven auf 75 Jahre CDU
15:15 Minuten

Zahlreiche Aspekte zur Partei- und deutschen Geschichte präsentiert das Buch "Christlich-Demokratische Union", das Norbert Lammert herausgegeben hat. Es behandelt auch aktuelle Fragen, wie Folgen der Corona-Pandemie für die Akzeptanz der Demokratie.
Die CDU ist in diesem Jahr 75 Jahr alt – das schreit nach einem Jubiläumsbuch. Genau das will der vom früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert herausgegebene Band "Christlich-demokratische Union" aber nicht sein.
Hier gehe es nicht darum, dass man sich wechselseitig auf die Schulter klopfe, betont Lammert. Stattdessen haben Staatsrechtler, Historiker und Politikwissenschaftler Essays zu markanten Punkten der Parteigeschichte, der historischen Rolle der CDU in der Geschichte, ihren politisch-weltanschaulichen Fundamenten und ihrem Umgang mit der Vergangenheit beigesteuert.
Auch ganz aktuelle Aspekte werden behandelt, etwa in einem Aufsatz der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch, der die Frage aufwirft, ob die demokratische Ordnung der gesundheitspolitischen und ökonomischen Herausforderung der Coronapandemie gewachsen ist.
"Das hoffe ich doch sehr", sagt Lammert. Und auch wenn man solche Fragen verlässlich erst mit zeitlichem Abstand zu dieser Krise beantworten könne: "Wenn ich den Umgang verschiedener politischer Systeme mit dieser Coronapandemie betrachte, kann ich jedenfalls nicht erkennen, dass demokratisch verfasste, parlamentarisch kontrollierte Systeme damit schlechter zurande kämen als autoritäre."
Maßnahmen müssen akzeptiert werden
Gleichwohl warnt der CDU-Politiker vor "schleichendem Akzeptanzverlust" der demokratischen Ordnung infolge der Coronakrise: "Das ist ja die doppelte Herausforderung einer demokratisch verfassten politischen Ordnung: dass sie nicht nur für eine offensichtliche, manifeste Krise geeignete Maßnahmen entwickeln und durchsetzen muss. Sondern sie muss sich zugleich darum kümmern, dass diese Maßnahmen akzeptiert werden."
(uko)