Noch realistischer und opulenter

Von Raimund Fichtenberger · 20.06.2013
Fans warten schon darauf – Microsoft und Sony bringen Ende des Jahres eine neue Generation von Spielekonsolen auf den Markt. Außerdem gibt es ein futuristisches Actionabenteuer angesiedelt in Paris, das näher an unserer heutigen Realität dran ist, als man zunächst vermutet.
"Remember me"- düsteres Bild der digitalen Zukunft

"Nelin, bist Du ok?"
"Nein, ich muss hier raus… sofort."
"Die Strömung bringt dich zum Slum 404."

Paris im Jahr 2084. Die Firma "Memorize" bietet den Menschen an, ihre Erinnerungen zu speichern, zu verändern und zu tauschen. Viele werden süchtig danach und das Unternehmen hat nichts Gutes im Sinn: wer nicht spurt, dessen Erinnerungen werden gelöscht. Die Heldin Nelin kann der Gleichschaltung entkommen und kämpft fortan im Untergrund.

"Dein erstes Ziel heißt Kerry Sheridan" "Wer ist sie?" Die berühmteste Architektin von Neo-Paris. "Wo finde ich sie?"

Der Spieler steuert Nelin durch ein futuristisches Paris, und erhält neue Aufträge per Funkkommunikator. Dabei geht es meist darum, Personen oder bestimmte Gegenstände aufzuspüren, um dem Ziel, der Zerschlagung von Memorize, näher zu kommen. Der Weg dorthin ist gefährlich, überall lauern vom Gegner gesteuerte Mutanten. Mit verschiedenen Tastenkombinationen führt unsere Heldin Kampfsportartige Schläge und Tritte aus, Waffen gibt es in dem Spiel so gut wie keine.

Außerdem ist bei der Steuerung Geschicklichkeit gefragt, zum Beispiel beim Klettern an Hausfassaden oder dem Schleichen durch ein von Gegnern besetztes Fabrikgebäude. Die Handlung wird in zahlreichen Zwischenfilmen erläutert, zum Beispiel durch eine fiktive Nachrichtensendung:

"…die Isolierung der Bastille wurde aufgehoben, wo die gefährlichsten Verbrecher von Neo-Paris einsitzen. Bleiben Sie dran- wir bringen mehr."

Die bedrückende Atmosphärisch ist perfekt getroffen. Zwischen all den futuristischen Bauten erkennt man immer noch die Wahrzeichen der Stadt, wie den Eiffelturm oder Sacre-Coeur. Die Handlung ist hochaktuell: die Firma "Memorize" kann man durchaus als Anspielung auf heutige Internetgiganten wie "Google" oder "Facebook" sehen, die durch Datensammlung immer größere Einblicke in unser Leben bekommen. Wer Action-Thriller mag, findet mit "Remember me" die interaktive Ausführung.

("Remember me" für PC und Konsolen, Hersteller: capcom, UK: freigegeben ab 16 Jahren, Preis: ca 45 Euro")


Grid 2 (Grid zwei)- Straßenrennen in atemberaubender Kulisse

Perfekte Rennspiele müssen nicht kompliziert sein. Schon nach wenigen Runden steuert man die PS-Boliden über den Bildschirm, als ob man nie etwas anderes gemacht hätte. Los geht es mit getunten Serienfahrzeugen wie dem Golf oder dem Charger von Dodge, bis hin zu den exklusivsten Rennfahrzeugen von Bugatti oder Mercedes. Zur Auswahl stehen unglaubliche 82 Strecken, die durch Städte wie Paris, Chicago oder Dubai City führen. Anders als zum Beispiel in der Formel 1 ist es erlaubt, die Konkurrenten von der Strecke zu drängen- das sorgt für viel Adrenalin, denn auch das eigene Auto ist vor Attacken nicht sicher.

Das größte Highlight des Spiels muss man eigentlich selber sehen: Ob eine Nachtfahrt um den Eiffelturm oder Barcelona im Sonnenuntergang: die Grafik ist fantastisch. Palmen spiegeln sich auf der Motorhaube, die Umgebung fliegt bei Tempo 300 butterweich über den Bildschirm. Wer bei Rennspielen schnellen Fahrspaß sucht, darf bei Grid 2 einsteigen.

("Grid 2" für PC und Konsolen, Hersteller: Codemasters, Preis: ca45 Euro, USK: freigegeben ab 6 Jahren)


Unterhaltungsmess E3 in Los Angelos: Hersteller zeigen neue Spielekonsolen

"We have a ambitious vision of "xbox one", to become the new all-in-one system of a new generation.”

Microsoft Manager Don Mattrick überraschte mit dem Konzept seiner neuen Spielekonsole. Sie soll alle Geräte im Wohnzimmer ersetzen. Mit ihr kann man Musik hören, Filme anschauen und fernsehen- wenn gewünscht, dann sogar per Sprachbefehl.

"xbox: watch tv… and with that simple command, we are watching live TV."

Natürlich ist auch die Leistung größer geworden. Noch realistischer, noch opulenter sollen die Spiele ausfallen. Von den technischen Daten ist die ebenfalls neu vorgestellte "Playstation 4" von Konkurrent Sony sogar noch besser. Die bisher vorgeführten Spiele beider Systeme zeigen allerdings: die Grafik ist auf vergleichbarem Niveau, auch in der Bedienung hat sich bis auf die Sprachsteuerung der xbox nichts grundlegendes getan.

Die Frage wird eher sein, für welche neuen Spiele man sich entscheidet. Denn für beide Konsolen gibt es Titel, die nur auf dem einen oder anderen System erscheinen werden. Spiele der vorherigen Konsolengeneration werden ohne weiteres auf keinem der neuen Geräte laufen, beide Hersteller haben das technischen Innenleben und damit die notwenige Programmierung zu sehr verändert.

Für viele Gamer völlig inakzeptabel: Microsoft wollte das Ausleihen und Verkaufen gebrauchter Spiele stark einschränken. Außerdem sollte die Konsole zwingend einmal pro Tag mit dem Internet verbunden werden, damit sie funktioniert. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte die neue Konsole von Microsoft unter anderem deshalb schon als "Überwachungsgerät".

Auch Jack Tretton vom Konkurrenten Sony konnte es nicht lassen bei der Präsentation seiner Playstation 4 deutliche Seitenhiebe loszulassen:

"Playstation 4 won’t impose any new restrictions." (Lacher im Saal)

"Wenn sie ein Spiel gekauft haben, können Benutzer darüber verfügen. Sie können es tauschen, verkaufen, ausleihen… oder einfach für immer behalten."

(noch größere Lacher, auch der Sprecher muss lachen)

Mittlerweile hat Microsoft auf die Welle der Empörung reagiert- auch bei der neuen xbox wird all dies jetzt doch möglich sein. So entscheidet vielleicht einfach der Preis: Die xbox One erscheint im November für 499 Euro, die Playstation 4 ist 100 Euro günstiger, steht dafür aber auch erst einen Monat später in den Läden.