Noch ein Kunstfund

    Würzburger Museum stößt auf Gurlitt-Schenkung

    18.11.2013
    Der Medienwirbel um den Schwabinger Kunstfund hat für das Museum im Kulturspeicher Würzburg einen positiven Effekt: Vergessene Grafiken unter anderem von Lovis Corinth, Alfred Kubin und Edvard Munch tauchten plötzlich wieder auf.
    Da lag noch Kunst auf dem Speicher. Und niemand wusste es. Erst Recherchen der "Main-Post" – ausgelöst durch den Münchner Kunstfund – brachten eine Schenkung des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt an das Würzburger Museum im Kulturspeicher im Jahr 1957 wieder ans Licht. Journalisten des Blattes waren auf einen Bericht gestoßen, in dem davon die Rede war. Daraufhin hatten Museumsmitarbeiter im Depot Grafiken von Lovis Corinth, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Edvard Munch, Max Pechstein und Renée Sintenis gefunden.
    "Sie waren nicht verschütt, sie standen nur lange nicht im Blickpunkt." So erklärte die Leiterin des Museums, Marlene Lauter, dass die Grafiken nun - mehr oder weniger übrraschend - in ihrem Depot auftauchten. "Wir freuen uns", sagte sie und bat zugleich um Verständnis für die in Vergessenheit geratenen Papierarbeiten: "Wenn Sie 30.000 Blatt im Bestand haben, können Sie die nicht alle auf dem Schirm haben." Es gebe nur zwei Kunsthistorikerinnen im Haus, die digitale Erfassung der Bestände komme daher nur langsam voran.
    Wolfgang Gurlitt war der Cousin von Hildebrand Gurlitt, dessen Kunstsammlung im Frühjahr 2012 in der Wohnung seines Sohnes Cornelius in München sichergestellt wurde. Bei den Würzburger Werken handelt es sich um insgesamt fünf Grafiken, auf denen die Künstler Wolfgang Gurlitt porträtierten, sowie ein Faksimile einer Corinth-Grafik und eine allegorische Darstellung von Alfred Kubin. Gurlitt hatte sie einst der Städtischen Galerie der Residenzstadt geschenkt.
    Berlin bekräftigt Willen nach rascher Aufklärung von Kunstfund
    Die Bundesregierung hat unterdessen ihr Interesse an einer raschen Aufklärung des spektakulären Kunstfundes in München bekräftigt. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, man sei sich absolut bewusst, dass dieser Fall große internationale Aufmerksamkeit habe. "Wir bemühen uns, dieser Verantwortung gerecht zu werden", betonte er. Mit der Taskforce der Provenienzrecherche gebe es in diesen sehr vielen und schwierigen Fällen einen erheblichen Schub. Mit internationalen Stellen werde zusammengearbeitet, darunter der Jewish Claims Conference.
    Diesem guten Willen steht jedoch die Rechtslage entgegen. In Deutschland gilt - anders als in Frankreich oder Österreich -, dass NS-Raubkunst-Vergehen nach 30 Jahren verjähren. Wie Deutschlandradio-Kulturkorrespondent Jürgen König berichtete, verstarb die Ehefrau von Hildebrand Gurlitt 1967. Sollte der Sohn die Sammlung in diesem Jahr erhalten haben, wären eventuelle Ansprüche an ihn erloschen.
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