Noblesse und Widerstand

Von Siegfried Forster |
Maurice Druon verfasste die Erkennungsmelodie der Résistance-Kämpfer. Für einen seiner Romane erhielt er den prestigeträchtigen Prix Goncourt. Als "Unsterblicher" hielt er Einzug in die Académie Française. Zuletzt engagierte er sich für den Wiederaufbau des Pariser Tuilerien-Palastes. Druon ist am 14. April im Alter von 90 Jahren in Paris verstorben.
Mit dem "Chant des partisans", der Hymne der Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg wird er allen im Gedächtnis bleiben. Zusammen mit seinem Onkel Joseph Kessel hatte er 1943 in einem kleinen Hotel in London die Erkennungsmelodie der Résistance-Kämpfer verfasst.

Geboren wurde er im Jahr 1918 als Sohn eines russischen Einwanderers. Er studierte Politikwissenschaften, als der Zweite Weltkrieg begann. Druon flüchtete nach London und war während des Zweiten Weltkriegs im Widerstand gegen die deutsche Besatzung aktiv. Erlebnisse, die er 1946 unter dem Titel "La dernière brigade" veröffentlichte.

In einem Interview schilderte er wortgewaltig eine der allerersten Taten der Résistance gegen die deutsche Besatzung in Paris. Eine Aktion von Studenten am 11. November 1940:

"Damals haben wir immerhin erfahren, dass es diese Demonstration am 11. November in Paris gegeben hat. Diese Aktion hatte ihre Bedeutung in Frankreich, aber auch im Ausland. In den Hörfunksendungen hatte man sofort darüber berichtet, Maurice Schumann hat davon gesprochen. Das war der Beweis – insbesondere für die Engländer und den Rest der Welt – dass es in Frankreich einen Widerstand gab. Das war der erste aufsehenerregende Akt der Résistance, den es in Frankreich gegeben hat. Das ging von der Jugend aus, von Studenten, was nur noch bewegender war."

Druons schriftstellerisches Werk umfasst Dutzende Bücher, darunter "Les Rois maudits" ("Die unseligen Könige"), das auch als Fernsehserie großen Erfolg feierte. 1948 bekam er für "Les grandes familles" ("Die großen Familien") den prestigeträchtigsten französischen Literaturpreis Goncourt. 1966 hielt er als "Unsterblicher" Einzug in die Académie Française und Zeit seines Lebens galt er als orthodoxer Verteidiger der französischen Sprache und als überzeugter Gegner von Anglizismen und feminisierten Berufsbezeichnungen. Als bekennender Anti-68er hatte er 1973 als Kulturminister für Aufregung gesorgt, als er ankündigte, niemanden zu subventionieren, der in der einen Hand einen Hut zum Geld einsammeln und in der anderen Hand einen Molotow-Cocktail halte.

Der Historiker Max Gallo war sein Kollege bei den "Unsterblichen" der Académie Française:

"Maurice Druon hatte ein vorbildliches, ein sehr großes und sehr schönes Leben. Er hat in gewisser Hinsicht die nationale Sensibilität geprägt, als Koautor zusammen mit Joseph Kessel des "Chant des partisans". Diese Hymne der Widerstandskämpfer drückte die Gefühle dieser damaligen Epoche aus. Druon hatte dieses wunderbare Lied damals in London geschrieben. Er war eine mutige Person, sowohl in physischer als auch in intellektueller Hinsicht. Er stellte sich oftmals dem politisch korrekten Denken entgegen. Eine Person, die man als eine Art von Noblesse zusammenfassen kann. Eine Noblesse, was die Einstellung, den Mut und den Patriotismus anbetrifft."

Soweit der Historiker Max Gallo zum Ableben von Maurice Druon. Eines der letzten großen Engagements von Druon galt dem Projekt des Wiederaufbaus des 1870 zerstörten Pariser Tuilerien-Palastes. Dieser repräsentierte für ihn den Stolz der französischen Nation auf gleicher Ebene wie der Eiffelturm.

"Den Tuilerien-Palast muss man vor allem mit dem Louvre vergleichen. Das war der Schlussbogen des als Viereck angelegten Louvre-Palastes. Der Louvre ist heute das größte Museum der Welt, weil es früher der Palast der Könige gewesen ist. Der Tuilerien-Palast wurde an die beiden Seitenflügel des Louvre-Palastes angeschlossen und bildete damit zusammen mit dem Louvre ein geschlossenes Viereck. Dieser Palast war von Ludwig XIV. bis Napoleon III. die Stätte der Macht – vom 17. Jahrhundert bis Ende des 19. Jahrhunderts. Alle Mächtigen hatten hier ihren Sitz. Auch die Revolutionäre. (...) Das ist insofern einer der bezeichnendsten Bauten der französischen Geschichte - und gleichzeitig einer der schönsten."