Nikolaus Blome zur Kunstaktion gegen G20-Gipfel

"Das finde ich bigott"

Mit Lehm beschmierte Darsteller laufen am 05.07.2017 während der Kunstaktion "1000 Gestalten" durch Hamburg. Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem bevorstehenden G20-Gipfel. Foto: Daniel Reinhardt/dpa
Kunstaktion als Zeichen für mehr Solidarität und politische Partizipation © dpa / picture alliance / Daniel Reinhardt
Moderation: Anke Schaefer · 05.07.2017
"G20 ist böse" – diesen Ansatz protestierender Künstler findet der Journalist Nikolaus Blome "kindisch bis naiv". Nur weil die heutige Kunstaktion in Hamburg "buntscheckig" daher komme, müsse sie nicht Recht haben. Der G20-Gipfel sei das richtige Forum für den Dialog der Industriestaaten.
Hamburg ist heute zum Schauplatz der Kunstaktion "1000 Gestalten" geworden". Dabei sind Aktivisten aus Protest gegen den G20-Gipfel in lehmverschmierter Kleidung durch die Stadt gezogen. Sie wollen ein Zeichen für mehr Solidarität und politische Partizipation senden, so die Initiatoren der Aktion. Zum Abschluss treffen die Lehm-Gestalten in der Hafencity zusammen und befreien sich von ihrer Verkleidung. Damit will das Kollektiv "1000 Gestalten" zeigen, dass Veränderung nur durch jeden einzelnen Menschen möglich ist.

Muss man solche Kunstaktionen gegen den G20-Gipfel gut finden? Der Journalist Nikolaus Blome verneint diese Frage im Deutschlandfunk Kultur und sagt:
"Ich finde es seltsam, dass Leute auf die Straße gehen gegen Geld und gegen Globalisierung. Und insbesondere, dass auch Künstler auf die Straße gehen gegen Geld und gegen Globalisierung – außer gegen das Geld natürlich, das ihnen die Theater subventioniert. Dagegen haben sie bestimmt nichts. Das finde ich bigott, tut mir leid. Die Globalisierung hat unendlich viele Menschen reicher gemacht."

Wie böse sind die G20-Staaten?

Er könne den Ansatz nicht teilen, der da heiße: "G20 ist böse, weil da Industriestaaten mit großen Wirtschaften über die Welt reden", sagt Blome. Dieser Ansatz sei "kindisch bis naiv".
Viele Kritikpunkte der G20-Gegner könne er nicht nachvollziehen, meint er - etwa die Kritik an fehlenden und ausreichenden Maßnahmen zum Klimaschutz. Gerade in dieser Hinsicht sei - über den Globus verteilt - in letzter Zeit einiges passiert:
"Das mag in Teilen noch nicht genug sein. Das mag in Teilen sogar gefährdet sein, weil Donald Trump das plötzlich ganz anders sieht. (…) Nur das Forum zu kritisieren, in dem das verhandelt werden könnte und dem quasi die Legitimität beziehungsweise auch die Existenzberechtigung abzusprechen - das ist dann ja noch widersinniger. Also wo anders als an solchen Runden sollten die Länder, die 70 Prozent der Bevölkerung und sicherlich größte Teile der Weltwirtschaft repräsentieren, denn besser miteinander sprechen als bei einem solchen G20-Gipfel?"
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Nikolaus Blome, Mitglied der "Bild"-Chefredaktion © picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler

Blome: Protest ist "Teil einer offenen Gesellschaft"

Der Protest gegen den G20-Gipfel – auch von Künstlern – sei "Teil einer offenen Gesellschaft", betont Blome:
"Aber nur weil es buntscheckig, künstlerisch daher kommt, hat es noch nicht recht."

Bringen graue Lehmgestalten das bunte Innenleben hervor?

Den grauen Lehmanzüge und grau verschmierten Gesichtern der Kunstaktion kann Blome offenbar wenig abgewinnen:
"Haben Sie das Gefühl, dass wir alle wie graue Menschen durch die Stadt gehen, mit Lehm überkrustet durch die Stadt gehen und uns befreien müssen, damit wir endlich unser buntes Innenleben nach außen kehren können? Ich persönlich habe dieses Gefühl nicht."
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