Nike wirbt mit Footballspieler Colin Kaepernick

Wie gut verkauft sich Antirassismus?

Colin Kaepernick spielte sechs Jahre für die San Francisco 49ers in der National Football League (NFL)
Weil er während der Nationalhymne im Stadion nicht aufstand, sondern niederkniete, verlor der Quarterback der San Francisco 49ers 2017 seinen Job. © imago sportfotodienst
Jürgen Kalwa im Gespräch mit Christine Watty · 06.09.2018
Seit Kurzem wirbt der Sportartikelhersteller Nike mit Colin Kaepernick - dem Footballspieler, der durch Niederknien bei der Hymne gegen Rassismus protestierte. Das Unternehmen wird damit Erfolg haben, ist der Sportjournalist und Football-Experte Jürgen Kalwa überzeugt.
Derzeit verbrennen manche US-Amerikaner ihre Nike-Schuhe und posten Videos davon im Internet. Der Grund: In seiner neuen Werbekampagne wirbt der Sportartikelhersteller mit dem Footballspieler Colin Kaepernick. Bekannt wurde der Ex-Quarterback der San Francisco 49ers dadurch, dass er 2016 beim obligatorischen Abspielen der Nationalhymne durch Hinknien seinen Protest gegen Rassismus in den USA ausdrückte.
Der Text zum Bild Kaepernicks in der Nike-Kampagne lautet: "Glaube an etwas. Auch wenn du alles dafür opfern musst." Dass Nike für die Aktion irgendetwas opfern muss, steht dem Sportjournalisten Jürgen Kalwa zufolge nicht zu befürchten, mögen noch so viele wütende Bürger aus Protest ihre Nike-Schuhe öffentlichkeitswirksam verbrennen.

Umstrittene, aber nicht geschäftsschädigende Figur"

"Unter dem Strich wird Nike das Geschäft mit diesen Produkten sicherlich gewinnen und auch mit so einer Kampagne", sagte Kalwa im Deutschlandfunk Kultur unter Verweis auf eine Analyse der US-Werbebranche. Außerdem sei Colin Kaepernicks Trikot, die Nummer Sieben der San Francisco 49ers, im vergangenen Jahr eines der beliebtesten Fantrikots gewesen, obwohl Kaepernick gar nicht gespielt habe. Das heißt, man kann sogar messbar erfassen, dass Colin Kaepernick zwar eine umstrittene, aber keine geschäftsschädigende Figur ist."
Kaepernick hingegen hat für seine Aktion einen hohen Preis bezahlt: Um einem Rausschmiss seines Vereins zu entgehen, habe er im vergangenen Jahr einen gut dotierten Vertrag aufkündigen müssen, so Kalwa.
Ohnehin, so glaubt der Sportjournalist, sei der Footballspieler unfreiwillig in die ganze Sache hineingerutscht:
"Seine erste Protesthaltung war ja eigentlich nur, auf der Bank sitzen zu bleiben, während die anderen sich hingestellt haben während der Hymnen-Zeremonie, und er sich im Grunde erklären musste, kam er so ein bisschen in Erklärungsnöte, hat sich dann mit jemandem, der früher Soldat oder sogar Offizier bei der Armee war, beraten, der ihm gesagt hat: Warum kniest du nicht? Das ist eine sehr viel respektvollere Geste.
Und durch die Reaktionen, die das ausgelöst hat, speziell durch das Thematisieren der ganzen Geschichte durch Donald Trump, wurde er in diese Rolle hineingedrängt, in die er vermutlich gar nicht so gerne hineinwollte."
(uko)
Vor einem Spiel gegen die Dallas Cowboys knien Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid (v.l.) während der Nationalhymmne, um gegen Rassismus zu protestieren (2.10.2016). 
Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid (v.l.) knien während der Nationalhymmne, um gegen Rassismus zu protestieren (2.10.2016). © dpa /picture-alliance
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