Nigeria

"Man hat ein Monster geschaffen"

Der in Deutschland lebende ghanaische Musiker Ade Bantu, aufgenommen im August 2007 in der nigerianischen Hauptstadt Abuja
Der deutsch-nigerianische Musiker Ade Bantu: Die Regierung hat bisher die Augen vor Boko Haram verschlossen. © picture-alliance/ dpa
15.05.2014
Der Musiker Adé Bantu, in Deutschland bekannt durch die 2001 von ihm gegründete antirassistische Musikerinitiative "Brothers Keepers", möchte mit einem vergleichbaren Projekt Hass und Barbarei in Nigeria bekämpfen.
Mit der Konzertreihe "Afropolitan Vibes" solle in Nigeria eine Bewegung nach dem Vorbild der "Brothers Keepers" entstehen, sagte der deutsch-nigerianische Künstler am Donnerstag im Deutschlandradio Kultur. Diese solle die Menschen wachrütteln. "Die Musik ist die Waffe der Zukunft."
Nach der Entführung der 200 Schülerinnen durch Boko Haram sei das ganze Land empört und geschockt, sagte Bantu. Die islamistische Terrorgruppe beschäftige das Land zwar schon seit einigen Jahren, aber die Regierung habe bisher die Augen vor dem Problem verschlossen. So sei die Zentralgewalt nicht entschieden dagegen vorgegangen, als vor zehn Jahren im Norden die Scharia eingeführt worden sei. Dieser Teil Nigerias sei im Grunde "ein dunkler Fleck", der lange Zeit komplett vernachlässigt worden sei. So habe sich Boko Haram dort ungehindert ausbreiten können. "Man hat ein Monster geschaffen", kritisierte Bantu. Bisher habe es im Süden Nigerias zwar noch keine Anschläge gegeben: "Aber man lebt mit der ständigen Angst, dass irgendwas hier passieren kann."
Bereits vor zwei Jahren habe er ein Projekt in Kano im Norden Nigerias gemacht, bei dem christliche Musiker aus dem Süden gemeinsam mit muslimischen Musikern eine Platte aufgenommen hätten, "um einfach einen Dialog zu starten". Man wisse zu wenig voneinander und bisher hätten es nur wenige Menschen aus dem Süden gewagt, in den Norden zu reisen und das Land kennenzulernen. "Und wenn man Stereotypen hat und dann noch religiösen Fanatismus, christlichen und muslimischen, womit man auch noch Politik betreibt – dann ist das ein Pulverfass, das ganz schnell explodieren kann." Dem könne man nur durch Dialog und Verständnis entgegenwirken.