"Niemand weint so schön und schnell …"

Von Vanja Budde · 27.04.2005
Das "Seelchen", wie Maria Schell genannt wurde, feierte in den 50er und 60er Jahren an der Seite von Marcello Mastroianni oder Gary Cooper ihre größten Erfolge. "Niemand weint so schön und schnell / Wie im Film Maria Schell", lautete ein Vers der Zeit. Die österreichische Schauspielerin ist im Alter von 79 Jahren an Herzversagen gestorben.
Die österreichische Schauspielerin Maria Schell ist tot. Der frühere Filmstar und Publikumsliebling ist am Dienstagmorgen an Herzversagen gestorben. Das "Seelchen", wie sie genannt wurde, hatte in den vergangenen Jahren zurückgezogen in einem Bauernhaus auf einer Alm in Kärnten gelebt. Die Schauspielerin hatte sich von einer Lungenentzündung nicht mehr erholt.

Maria Schell wird auf dem Dorfriedhof von Preitenegg in dem Grab beigesetzt, in dem auch ihre Mutter bestattet wurde, die österreichische Schauspielerin Margarethe Noé von Norberg. An der Seite ihrer Mutter spielte Maria Schell 1942 ihre erste Filmrolle, da war sie 16 Jahre alt. Marias Vater war der Schweizer Schriftsteller Hermann Ferdinand Schell. Am 15. Januar 1926 wurde sie in Wien geboren.

Maria Schells große Zeit waren die 50er und 60er Jahre. Im Nachkriegseuropa standen die Menschen Schlange vor den Kinos, um sich von Maria Schells viel beschworenen "Lächeln unter Tränen" rühren zu lassen. Schnell hatte sie den Beinamen "Das Seelchen" weg, der zu ihrem Verdruss haften blieb. "Niemand weint so schön und schnell/Wie im Film Maria Schell", hieß ein Vers dieser Zeit.

Dabei wollte sie doch eine ernsthafte Schauspielerin sein, wollte sich mitteilen. "Ich habe ein großes Bedürfnis, verstanden zu werden", sagte sie einmal. Aber ganz unschuldig war sie an ihrem Bambi-Image nicht: Mit ihrem Dauerpartner O.W. Fischer ließ sie sich einspannen in die austauschbaren Schmonzetten jener Zeit mit Titeln wie aus Heftchenromanen: "Es kommt ein Tag", "Bis wir uns wieder sehen" oder "Solange Du da bist".

Aber: Maria Schell konnte auch anders. Das wurde zum ersten Mal 1954 klar, als sie als Partnerin von Bernard Wicki in "Die letzte Brücke" eine Krankenschwester zwischen den Fronten spielte. Für diese Rolle wurde sie in Cannes als beste Schauspielerin des Jahres ausgezeichnet. Es war der Beginn ihrer Weltkarriere. Maria Schell versuchte, sich vom Strudel des Ruhmes nicht mitreißen zu lassen, wie sie 1956 in einem Interview sagte.

"Bei mir steht meistens nicht mehr als ein Film auf dem Kalender, das heißt meistens der, den ich mache. Weil ich mir nicht die Möglichkeiten verbauen möchte sowohl in meiner inneren, wie auch in meiner äußeren Entwicklung."

Ein Jahr später war sie in Hollywood, spielte an der Seite von Yul Brunner die "Gruschenka" in den "Brüdern Karamasow". Zu ihrem Spiel der Maria in der Verfilmung von "Wem die Stunde schlägt" beglückwünschte Hemingway sie persönlich. Sie drehte mit Laurence Olivier und Marcello Mastroianni, mit Gary Cooper und Curd Jürgens. Begonnen hatte Maria Schells Karriere auf der Theaterbühne: Ihre allerersten Rollen spielte sie in Bern und in Wien an den Kammerspielen. Und Mitte der 70er Jahre sollte sie noch einmal am Broadway gefeiert werden. Aber die 50er und 60er verbrachte sie fast ausschließlich vor der Kamera.

"Ich glaube in meinem momentanen Stadium ist das Theater ein bisschen zurückgetreten. Ich habe in diesem Sommer noch in "Kabale und Liebe" in Salzburg gespielt. Aber seitdem haben sich so viele wunderbare Filmpläne realisiert, dass ich einfach innerhalb der Filmarbeit eine größere Spannweite habe, der Forderung an mich und in der Erfüllung meiner Aufgabe, dass ich im Moment nicht Theater spielen kann. "

In Schillers "Kabale und Liebe" trat der Filmstar bei den Salzburger Festspielen auf – natürlich in der Rolle der leidenschaftlich liebenden Luise.

Das private Liebesleben der Maria Schell war eher voll großer Enttäuschungen: Zwei Ehen scheiterten und sie war oft unglücklich verliebt. In den 70er Jahren verblasste ihr Ruhm. Maria Schell musste sich mit Rollen in Fernsehserien begnügen. Depressionen und Diabetes setzten ihr zu. Ein Selbstmordversuch und Schulden brachten den ehemaligen Publikumsliebling in die Schlagzeilen der Boulevardpresse. Zuletzt stand Maria Schell für ihren Bruder vor der Kamera. Oscar-Preisträger Maximilian Schell verfilmte 2001 ihr Leben.