Nie wieder Calamares!

In dem Thriller "Der Rote" von Bernhard Kegel geht es um eine Naturkatastrophe: Ein Tsunami verwüstet Küstenabschnitte Neuseelands, und im Zuge der Ereignisse kommt es, wie es scheint, zu einer "Invasion" der Tintenfische. Der Roman ist spannende Unterhaltungsliteratur und der ultimative Buch-Tipp für den nächsten Tauchurlaub.
Für seine Doktorarbeit in Biologie suchte er 250.000 Käfer, und seiner wissenschaftlichen Passion ist er immer treu geblieben, Bernhard Kegel, Jahrgang 1953; fünf Bücher sind seit 1993 von ihm erschienen, Sachbücher und Wissenschaftsthriller, die sich immer um das Thema Biologie drehen und es dabei auch kritisch reflektieren.

"DIE ZEIT" schrieb: "Wir brauchen dringend Augenaufmacher. Und Bernhard Kegel scheint der richtige Mann zu sein, um diese Aufgabe zu übernehmen." Und die "FAZ" lobte, selten verbinde sich "fundierte Sachkenntnis so erfreulich mit erzählerischen Qualitäten." Bernhard Kegels neuer Roman trägt den Titel "Der Rote".

"Der Rote" ist ein Tintenfisch, ein Kalmar, meist rot von Natur; der Rote in dem Roman gehört allerdings zur Familie Architheutis, ist also ein so genannter Kolosskalmar, eine Tonne schwer und über 20 Meter lang. Was der Leser aber für Science-Fantasy hält, ist Realität, im Deutschen Meeresmuseum Stralsund können Besucher ein präpariertes Exemplar von sechs Metern Länge bewundern. Tintenfische sind die eigentlichen Hauptfiguren in diesem Roman, äußerst intelligente, verspielte und begabte Wesen.
In diese Welt der Tintenfische reist nun der Leser, nach Neuseeland, zusammen mit der eigentlichen Hauptfigur des Romans, mit dem deutschen Biologie-Professor Hermann Pauli, der, wie sollte es anders sein, Fachmann für Tintenfische ist.

"Der Rote" beginnt mit einer Naturkatastrophe; ein Tsunami verwüstet Küstenabschnitte Neuseelands, und im Zuge der Ereignisse kommt es, wie es scheint, zu einer "Invasion" der Tintenfische. Der Großteil des Romans besteht darin, herauszufinden, was eigentlich passiert, die Handlung eskaliert natürlich konstant und läuft auf einen Zweikampf "Umweltschützer gegen Massen-Hysterie" hinaus, und das, im wörtlichen Sinne, mit dem Messer zwischen den Zähnen.

Ulrich Wickert schrieb über "Der Rote": "Der deutsche Thriller lebt!" Er hat Recht. Frank Schätzing hat es mit seinem Bestseller "Der Schwarm" vorgemacht; sein Erfolgsrezept bestand darin, den klassischen angelsächsischen Thriller-Stil eins zu eins zu übernehmen, und das tut auch Bernhard Kegel: "Der Rote" bietet Handlung, Action, Sensationen, Information, Gruseleffekte und vor allem auch trinkfeste und flirtende Helden, und Bernhard Kegel lässt seinen Roman auch noch mit einem Happy-End enden.

Aber "Der Rote" ist nicht nur spannende Unterhaltungsliteratur, spannender als jede Action sind die wissenschaftlichen Passagen des Buches, die die engagierte Seite des Biologen Bernhard Kegel zeigen, weswegen dieser Roman kein beliebiger Thriller ist. Kegel schafft es, den Leser zu sensibilisieren, die Ausbeutung der Meere durch den Menschen, durch den "selbsternannten Herrn der Welt", geißelt er als "Massenvernichtung".

"Der Rote" ist nicht nur der ultimative Buch-Tipp für den nächsten Tauchurlaub, sondern sei auch für die Badewanne bestens empfohlen, oder ideal an einem kalten Wintersonntag im Bett. Ulrich Wickert über Bernhard Kegel, Kegel habe "einen todsicheren Instinkt für spannende Geschichten." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Rezensiert von Lutz Bunk

Bernhard Kegel: Der Rote
Marebuchverlag 2007, 542 Seiten, 22 Euro