Nichts ist ohne Risiken und Nebenwirkungen

27.02.2013
Ein weiterer Ratgeber erklärt, wie man gesund und munter bleibt oder wird. Der in den USA bekannte Mediziner David B. Agus berichtet in "Leben ohne Krankheit" aber nicht viel Neues: Gesundes Essen, viel Bewegung, Schlaf und wenig Stress halten Körper und Geist auf Trab.
Alles, was wir über unseren eigenen Körper in Erfahrung bringen können, sollten wir nutzen, um uns so gut wie möglich vor Krankheiten zu schützen. "Seien Sie ihr eigener Arzt", empfiehlt der amerikanische Krebsspezialist David B. Agus. Seine Botschaft lautet: Wir könnten schon heute viel gesünder leben, wenn wir uns dem Wissen der modernen Medizin öffnen und alle vorhandenen Möglichkeiten nutzen.

Zu viele Menschen kümmern sich erst dann um ihre Gesundheit, wenn sie krank sind – so der Mediziner. Der Arzt soll dann ein paar Pillen verschreiben und die Krankheit für immer verschwinden. Mit einfachen, aber nachdrücklichen Worten schreibt David B. Agus gegen diese verbreitete Auffassung an. Er stellt ihr das Bild eines gut informierten Patienten gegenüber, der gemeinsam mit seinem Arzt genau überlegte, eine auf ihn persönlich abgestimmte Vorsorgestrategie erarbeitet.

Dazu muss man den eigenen Körper zunächst so gut wie möglich kennen lernen: An welchen Krankheiten starben meine Verwandten, Großeltern und Vorfahren? Neige ich zu Übergewicht oder Bluthochdruck? Bewege ich mich genug? Leide ich bei der Arbeit oder zu Hause unter Stress? Schlafe oder ruhe ich genug und regelmäßig? Um das herauszufinden, kann man auf allerlei Diagnoseverfahren zurückgreifen. Dazu gehören heute auch Bildgebende Verfahren oder Gentests. Alle diese Untersuchungen haben zwar einzeln betrachtet nur eine begrenzte Aussagekraft, zusammen aber liefern sie ein persönliches Risikoprofil, mit dem jeder einzelne besser vorbeugen kann.

Zumal schon bald weitere Methoden hinzukommen: Die Analyse des vollständigen persönlichen Genoms wird ebenso zum Gesundheitscheck gehören wie die Untersuchung der eigenen Darmbakterien und die Gesamtheit der Proteine in bestimmten Körpergeweben – so der Autor, und er nennt Maßnahmen, die nicht neu sind, aber schon heute helfen: viel Bewegung (aber kein Leistungssport), vielseitige (nicht übermäßige) Ernährung mit reichlich Pflanzen und Fisch, sowie regelmäßige Essens- und Schlafzeiten.

Von Vitaminpräparaten, gepressten Fruchtsäften und Nahrungsergänzungsmitteln rät Agus ab. Denn dabei würde der Körper mit Substanzen überschwemmt, die er gar nicht brauche. Über entzündungshemmende Medikamente fällt er ein besseres Urteil und zitiert allerlei Studien. Sie zeigen, dass regelmäßige Einnahme von kleinen Dosen Aspirin oder von Statinen tatsächlich Krankheiten verhindern und die Lebensdauer verlängern können. Aber auch da gilt: Diese Substanzen haben Nebenwirkungen und sie helfen nicht jedem.

In leicht verständlicher Sprache, sehr eindrücklich und mit fast schon missionarischem Eifer geschrieben, erhält man viel wertvolles Wissen über die eigene Gesundheit und neuste Forschung. Irgendwann aber stören dann doch die Eigeninszenierung des Autors und die Tatsache, dass er die gleichen Botschaften mit immer neuen Argumenten wiederholt. Schade. Und so gelten für das Buch und sein Thema: Nichts ist ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Besprochen von Michael Lange

David B. Agus: Leben ohne Krankheit
Übersetzt von Dagmar Mallett
Piper, München 2013
400 Seiten, 24,99 Euro