Nicht alles gut in Saratow
Fotografien aus drei Städten und Interviews mit jungen Leuten bietet die Bildreise "Love Peace Hope". Die deutschen Fotografen Christoph Kniel und Ilja Mess wollten herausfinden, ob die Träume und Wünsche von Menschen in der Türkei, Marokko oder Russland ihren eigenen ähneln.
Zwei deutsche Fotografen machen sich kurz vor Ende ihres Studiums auf in die russische Provinz. Individual-Tourismus mit Landschafts- und Porträtmotiven am Wegesrand liegt ihnen fern. Ziel der Reise ist eine Variante von Bildungsreisen, wie sie sonst eher Schriftsteller pflegen: in der Konfrontation mit dem Fremden mehr über das Eigene zu erfahren. Erkenntnisgewinn plus Selbstfindung.
Konkret haben die jungen Fotografen die Begegnung mit Menschen ihres Alters gesucht. Sie wollten herausfinden, ob deren Träume, Hoffnungen und Wünsche ihren eigenen ähneln – auch wenn die Entfernungen geografisch und kulturell groß sind. Für das vorliegende Buch wurden in den folgenden Jahren drei außereuropäische Städte angesteuert.
Sie befinden sich allesamt an großen Gewässern: schier endlos der Horizont am Meeresufer im türkischen Mersin, der wichtigsten Hafenstadt im östlichen Mittelmeer. Weitere Fotografien von dort zeigen geschäftige Einkaufsstraßen, Plattenbau-Siedlungen vor Minaretten. Auch Safi in Marokko ist eine mediterrane Küstenstadt, hier wird das orientalische Flair noch deutlicher: sandfarbene Lehmhäuser, bunte Wäscheleinen, steil abfallende Klippen.
Konkret haben die jungen Fotografen die Begegnung mit Menschen ihres Alters gesucht. Sie wollten herausfinden, ob deren Träume, Hoffnungen und Wünsche ihren eigenen ähneln – auch wenn die Entfernungen geografisch und kulturell groß sind. Für das vorliegende Buch wurden in den folgenden Jahren drei außereuropäische Städte angesteuert.
Sie befinden sich allesamt an großen Gewässern: schier endlos der Horizont am Meeresufer im türkischen Mersin, der wichtigsten Hafenstadt im östlichen Mittelmeer. Weitere Fotografien von dort zeigen geschäftige Einkaufsstraßen, Plattenbau-Siedlungen vor Minaretten. Auch Safi in Marokko ist eine mediterrane Küstenstadt, hier wird das orientalische Flair noch deutlicher: sandfarbene Lehmhäuser, bunte Wäscheleinen, steil abfallende Klippen.
Exemplarisch für die Provinz
Die meisten Fotografien im Band stammen aus Saratow. Die Stadt liegt am Unterlauf der Wolga im Herzen Russlands. Mit einer Bevölkerungszahl von einer Million ist es keine Kleinstadt, aber verglichen mit den beiden Ausnahme-Metropolen des Landes steht es exemplarisch für das Leben in der russischen Provinz: erneut Plattenbau-Siedlungen, Sowjet-Architektur, die zugefrorene Wolga eine endlos weiße Fläche, Lenins Denkmal auf dem überfüllten Hauptplatz der Stadt. Symbole einstiger imperialer Stärke haben ausgedient: Kinder klettern auf einem Panzer.
Insbesondere die Aufnahmen von Menschen sind es, die dem Buch sein Profil geben. Da ist der junge Kioskverkäufer Eldar, der neugierig durch einen kleinen Sehschlitz aus einem überbordenden DVD-Angebot herauslugt oder die Philosophie-Studentin Marina auf ihrem Sofa mit röhrendem Hirsch auf dem Wandteppich im Hintergrund. Dessen Spießigkeit ändert nichts an der Frische und Lässigkeit der 20-Jährigen. "Alles gut in Saratow" – so scheinbar die Botschaft, doch im Anhang des Buches liest man etwas anderes: Marina träume von einem Leben in Moskau oder St. Petersburg.
Kurze Hintergrundtexte, entstanden auf Basis von Interviews, fassen in wenigen Worten zusammen, was sich die jungen Menschen in Safi, Mersin oder in Saratow für die Zukunft erhoffen. Die Antworten wiederholen sich: Liebe und familiären Halt, politischen Frieden, aber auch Erfüllung im Beruf, für den einen oder die andere ist es auch der Traum von einem Leben woanders, in Moskau oder gar den USA.
Aber schon der Titel des Bandes macht klar: Egal, wo junge Menschen leben, sie haben ähnliche Bedürfnisse. "Love Peace Hope" zeigt das mit so unspektakulären wie intimen Fotografien.
Besprochen von Olga Hochweis
Christoph Kniel und Ilja Mess: Love Peace Hope
Kehrer Verlag, Heidelberg 2013
112 Seiten, 29,90 Euro
Insbesondere die Aufnahmen von Menschen sind es, die dem Buch sein Profil geben. Da ist der junge Kioskverkäufer Eldar, der neugierig durch einen kleinen Sehschlitz aus einem überbordenden DVD-Angebot herauslugt oder die Philosophie-Studentin Marina auf ihrem Sofa mit röhrendem Hirsch auf dem Wandteppich im Hintergrund. Dessen Spießigkeit ändert nichts an der Frische und Lässigkeit der 20-Jährigen. "Alles gut in Saratow" – so scheinbar die Botschaft, doch im Anhang des Buches liest man etwas anderes: Marina träume von einem Leben in Moskau oder St. Petersburg.
Kurze Hintergrundtexte, entstanden auf Basis von Interviews, fassen in wenigen Worten zusammen, was sich die jungen Menschen in Safi, Mersin oder in Saratow für die Zukunft erhoffen. Die Antworten wiederholen sich: Liebe und familiären Halt, politischen Frieden, aber auch Erfüllung im Beruf, für den einen oder die andere ist es auch der Traum von einem Leben woanders, in Moskau oder gar den USA.
Aber schon der Titel des Bandes macht klar: Egal, wo junge Menschen leben, sie haben ähnliche Bedürfnisse. "Love Peace Hope" zeigt das mit so unspektakulären wie intimen Fotografien.
Besprochen von Olga Hochweis
Christoph Kniel und Ilja Mess: Love Peace Hope
Kehrer Verlag, Heidelberg 2013
112 Seiten, 29,90 Euro