Zehn Stockwerke für Kunst, Performance und Multimedia
In einem alten Kraftwerk am Ufer der Themse ist das Museum Tate Modern untergebracht. Der Bau und seine Ausstellungen haben enormen Zulauf, deshalb wurde angebaut. Am 17. Juni soll das "New Tate Modern" mit einem dreiwöchigen Kunstprogramm eröffnet werden.
Außen ist der Anbau fast fertig, innen wird alles vorbereitet für die Eröffnung in zwei Monaten. Der Besucher, der über die Millenium Bridge auf die Tate Modern zugeht, sieht nach wie vor auf das prägnante alte Kraftwerksgebäude, das sich quer zur Themse hin erstreckt. Auf der rechten Seite überragt aber jetzt von hinten ein neuer ein wenig wuchtiger Anbau deutlich die Tate Modern. Er steht auf dem alten Umspannwerk und heißt deswegen Switch-House. Zehn Stockwerke hoch, von der Dachterrasse oben wird man einen großartigen Panorama-Blick auf Themse, St. Paul`s und die gegenüberliegende City haben. Nicholas Serota, der Direktor der Tate, will, dass sich die Museumsbesucher hier von moderner Kunst elektrisieren lassen.
"Das Gebäude beinhaltet teilweise das Umspannwerk, das Switch House, das zum ursprünglichen Stromkraftwerk gehörte. Ein Kraftwerk hat ein Gebäude mit den Generatoren, das Boiler House, und die Turbinenhalle. Im dritten Teil, dem Umspannwerk, wurde der Strom, der produziert wurde, auf eine niedere Voltzahl für die Haushalte heruntergedreht. Wir schalten jetzt Kunst auf eine Spannung, die die Besucher zu schätzen wissen."
Gebäude aus Glas und Stahl
Zehn Stockwerke ist das neugebaute Switch House hoch. Vier Etagen bieten zusätzliche Ausstellungsfläche, der Rest dient Multimedia, Restaurant oder für Performance-Aktionen. Zeitweise war in Erwägung gezogen worden, das Switch House mit einem Gebäude aus Glas und Stahl zu überbauen. Davon hat man Abstand genommen, weil überall mitten in London schon die Glaspaläste der Finanzwelt oder die Luxus-Wohntürme wie Pilze in die Höhe schießen. Jetzt ist der neue Anbau mit ockerfarbenen Ziegeln ummauert, die den Ziegelsteinen des alten Kraftwerks sehr ähneln. Architekten sind wieder wie beim Hauptgebäude der Tate Modern Herzog & de Meuron. Frances Morris, seit 1. April die neue Direktorin der Tate Modern:
"Die Form des Switch-House ist interessant, ich kann es nicht auf eine Bezeichnung bringen, um es zu beschreiben. Es ist eine zerdrückte Pyramide oder ein wackliges Rechteck. Die halbe Welt ist skeptisch. Aber was erstaunlich ist, die Ziegelsteinhülle sorgt dafür, dass das neue Gebäude aus der alten Tate-Modern wunderbar herauswächst. Die zwei sind sehr miteinander vereint, das ist großartig."
Kunst aus Lateinamerika oder Afrika
Die gesamte Ausstellungsfläche der Tate Modern vergrößert sich nun um 60 Prozent. Jetzt können drei Viertel aller Kunstwerke gezeigt werke, die das Museum seit seiner Gründung im Jahr 2000 aufgekauft hat. Die Tate Modern will aber nicht nur größer werden, sonndern auch internationaler, mit Kunst aus Lateinamerika oder Afrika. Und Frances Morris, die neue Chefin der Tate Modern, will ihrer Passion treu bleiben, Kunst von Frauen zu fördern.
"Viele Künstlerinnen haben sehr darunter gelitten, dass sie von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen wurden, bis sie 60 oder 70 wurden. Vielleicht wenn sie 70 werden, dann kommen die Angebote. Louise Bourgeois z.B. wurde nicht vor ihren 70ern entdeckt. Oder auch Phylidda Barlow, wie großartig, dass wir sie jetzt entdeckt haben."
Die Erweiterung wird noch mehr Besucherströme in die Tate Modern leiten als jetzt schon, statt 4,5 Millionen Besucher kommen wohl künftig 5,5 Millionen pro Jahr. Aber das sei nicht das Anliegen, beteuert Nicholas Soreta als Direktor der Tate-Museen. Es gebe zwei Stories: eine vom neuen Gebäudeanbau und die andere von einer neuausgerichteten Kunstsammlung .