"Der echte Held bei der Operation ist der Patient"
33:17 Minuten

Moderation: Tim Wiese · 29.12.2022
Hirntumore, Rückenmarksverletzungen, Bandscheibenprobleme: Wenn der Neurochirurg Peter Vajkoczy operiert, geht es um Millimeter und oft um Leben und Tod. Eine besondere Herausforderung: Hirnoperationen, bei denen die Patienten wach sind.
Operationen am Gehirn sind buchstäblich Nervensache – auch für die Patienten, besonders, wenn sie dabei wach und bei Bewusstsein sind. Hierbei ist das Mitmachen des Patienten gefragt, sagt der Neurochirurg Prof. Peter Vajkoczy. Er bewundert, wie gelassen die meisten diese Situation meistern: "Der echte Held bei der Operation ist der Patient".
Denn im ständigen Gespräch mit dem Menschen auf dem OP-Tisch könnten die Operateure kontrollieren, was ihr Tun in dessen Gehirn bewirkt. Eine "Landkarte" des zu operierenden Hirnbereichs würde so entstehen, notwendig, um millimetergenau zu arbeiten, mit filigransten Instrumenten, Operationsmikroskop und einer sehr ruhigen Hand.
Von der Science-Fiction zur Realität
Was heute in der Neurochirurgie möglich sei, habe vor einigen Jahren noch wie Science-Fiction geklungen, erinnert sich Peter Vajkoczy, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Charité Berlin, Europas größter Universitätsklinik. Neben den Wach-OPs am Gehirn etwa auch Hirnschrittmacher, die Parkinson-Patienten helfen können.
Doch trotz aller Fortschritte in seinem Fach – "Wir haben eine digitale Revolution erlebt in der Neurochirurgie" – bleibt Peter Vajkoczy demütig. Nicht allen Patienten könne geholfen werden, nicht jede Hoffnung werde erfüllt. Und es passierten auch Fehler. Am OP-Tisch dürfe er nicht zweifeln an seinen Entscheidungen als Chirurg, hier müsse er handeln. Aber danach müsse er sich fragen, ob er richtig entschieden habe, um immer weiter zu lernen.
Neurochirurgie sei Teamarbeit, betont Peter Vajkoczy. Und so stehen im OP-Saal oft nicht nur Chirurgen und Pflegende, sondern auch Linguisten oder Neuropsychologen. Das Team sei für ihn wie eine Familie.
Mit Steffi Graf auf dem Siegertreppchen
Peter Vajkoczys Eltern stammen aus Ungarn, wo sein Vater ein angesehener Lungenchirurg war. Und so interessierte sich auch der Sohn früh für die Medizin, nachdem das mit der Tenniskarriere nichts geworden war. Mit neun Jahren hatte Peter bei einem Tennisturnier mit der etwa gleichaltrigen Steffi Graf auf dem Siegertreppchen gestanden. Danach "haben sich unsere Wege leider getrennt".
Das Medizinstudium finanzierte sich Peter Vajkoczy weitgehend mit dem Erlös eines anderen öffentlichen Auftritts: Als Student gewann er bei einer Quiz-Show im Fernsehen 100.000 D-Mark. Und mit 38 Jahren wurde er Chefarzt an der Charité. Ungewöhnlich jung war er damals für diese Position – so jung, dass manche Patienten ihn für einen Studenten hielten und nach dem Chefarzt verlangten.
(pag)
Eine Wiederholung vom 11.11.2021