Neues Gesetz in NRW

Die Sonntagsruhe in Stadtbibliotheken bröckelt

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Bücherregale in einer Bibliothek.
Das Dokk1 ist Skandinaviens größte und modernste Bibliothek. Sie befindet sich im dänischen Aarhus und ist auch sonntags geöffnet. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Barbara Lison im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 15.08.2020
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Wer sonntags in die Bibliothek will, steht bislang vor verschlossenen Türen. Anders in Köln: Die Stadtbibliothek öffnet an diesem Sonntag erstmals regulär, weitere Büchereien sollen folgen. Doch es gibt Widerstand gegen die neuen Öffnungszeiten.
Am Sonntag wird in der Regel nicht gearbeitet, der perfekte Tag für einen Besuch im Kino, im Theater oder in der Oper. Wer aber an diesem Tag in eine kommunale Bibliothek gehen will, trifft auf verschlossene Türen. Für Büchereien gibt es momentan keine Ausnahme vom Bundesarbeitszeitgesetz – für Kino, Oper und Theater hingegen schon, wie Barbara Lison erklärt. Sie ist Direktorin der Stadtbibliothek Bremen und designierte Vorsitzende der Internationalen Vereinigung bibliothekarischer Verbände und Einrichtungen.

Nur in Deutschland und Österreich gibt es die Sonntagsruhe

In Köln bröckelt diese Sonntagssperrzeit jetzt. Die dortige Stadtbibliothek macht den Anfang, weitere Büchereien in Nordrhein-Westfalen sollen folgen. In Dänemark oder den Niederlanden ist das längst Normalität:
"Die großen Bibliotheken in Amsterdam oder Rotterdam haben zehn Stunden am Sonntag auf. Da brodelt es. Viele europäische Länder erlauben es den Bibliotheken, auch an Sonntagen zu öffnen – nur Deutschland und Österreich machen da eine Ausnahme", sagt Lison.

Verdi will gegen Sonntagsöffnung klagen

Möglich wird diese Sonntagsöffnung in Köln aufgrund des neu verabschiedeten Bibliotheksstärkungsgesetzes in Nordrhein-Westfalen. Dort gelten Bibliotheken von nun an als "sogenannte dritte Orte, das heißt, sie bieten ganz viel vor Ort in ihren Räumlichkeiten an – an Inspiration, an kreativen Möglichkeiten", so Lison. Büchereien sind somit mehr als reine Ausleihorte, sie sind Kultur- und Lernorte.
Doch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht darin einen Bruch von Bundesrecht und hat Klage gegen das neue Landesgesetz angekündigt. Nun bleibt abzuwarten, wie die Gerichte entscheiden werden. Für Lison ein Grund, die Situation weiter zu beobachten, dennoch freut sie sich: "Ich bin ganz begeistert, dass es losgeht."
(ckr)
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