Neues Bauhaus-Museum in Weimar

Hunger nach Biografien

Ein Original-Marionette im neuen Bauhaus-Museum in Weimar.
Das neue Museum zeigt auf fünf Etagen mehr als 1.000 Objekte aus der Zeit des Bauhauses. © Sean Gallup / Getty Images
Christoph Stölzl im Gespräch mit Anke Schaefer · 05.04.2019
Weimar feiert die Eröffnung des neuen Bauhaus-Museums. Der Kulturhistoriker Christoph Stölzl konnte vorab einen Blick auf die Ausstellung werfen. Seiner Ansicht nach wird die Weimarer Bauhaus-Geschichte dort nicht genügend personalisiert.
In Weimar wird an diesem Freitag das neue Bauhaus-Museum eröffnet. Die Museumseröffnung ist einer der Höhepunkte im 100. Jubiläumsjahr der Gründung der berühmten Kunst- und Designschule. Die Baukosten für das Museum werden auf 27 Millionen Euro beziffert, etwa 4,4 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant.
Das Museum zeigt auf fünf Etagen mehr als 1.000 Objekte aus der Zeit des Bauhauses in der Klassikerstadt bis zu seiner Vertreibung 1925 nach Dessau. Der Neubau löst die frühere Ausstellung in der ehemaligen Kunsthalle ab, die von 1995 bis 2018 nur einen Bruchteil der etwa 13.000 Exponate zählenden Weimarer Sammlung zeigen konnte.

Abwesenheit der Gesichter

Den Kulturhistoriker Christoph Stölzl, dessen Tante Gunta Stölzl Weberin und Textildesignerin am Bauhaus und die einzige Frau unter den Meistern der Kunstschule war, hat die neue Ausstellung nicht vollständig überzeugt. Im Deutschlandfunk Kultur sagte er, ihn verwundere die "Abwesenheit der Biographien, der Gesichter, der lebenden Menschen".
Die Ausstellung gehe "toll" los und man sehe "Menschen aus Fleisch und Blut". Danach scheine es dann aber, als würden die Menschen hinter ihren Werken zurücktreten. "Das finde ich sehr schade", betonte Stölzl. "Ich hoffe, dass das noch kommt."
Christoph Stölzl, Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin, aufgenommen am 05.09.2016 im sogenannten Tränenpalast in Berlin im Rahmen einer Podiumsdiskussion zur "Denkmalkultur in Deutschland" - nach dem Scheitern der Einheitsdenkmäler in Berlin und Leipzig - zu den Gästen.
Glaubt, dass sich die Dinge im neuen Museum zurechtrütteln: Christoph Stölzl, Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums in Berlin© picture alliance / dpa
Weimar sei eine "Heldengeschichte" mit Goethe, Schiller, Gropius und anderen - es sei eine Stadt, in der man sich für Biographien interessiere, so Stölzl:
"Der Hunger nach den Biographien wird sich garantiert Platz schaffen", sagte er. "Denn das wäre ein Jammer, wenn diese Menschen hinter ihren Objekten verschwinden würden."
Insofern blickt Stölzl optimistisch in die Zukunft: "Das rüttelt sich alles zurecht", sagte er. Es sei unendlich schwer, ein Museum einzurichten, nahm er die Ausstellungsmacher in Schutz. Und keine Ausstellung sehe nach zwei Jahren noch so aus wie ganz am Anfang.
(ahe)
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