Neues Album von Polyversal Souls

Bei Drummer Max Weissenfeldt wird geklotzt

Ein Schlagzeug steht auf einer blau beleuchteten Bühne.
Max Weissenfeldt war erst Schlagzeuger, bevor er seine eigene Band Polyversal Souls in Berlin gründete. © picture-alliance / dpa / Peter Kneffel
Von Thorsten Bednarz · 09.07.2015
Max Weissenfeldt startete einst seine Karriere als Schlagzeuger. Er trommelte für Poets of Rhythm, Lana Del Ray und die Black Keys. Seine eigene Band Polyversal Souls hat jetzt ein Album mit afrikanischen, karibischen und europäischen Einflüssen herausgebracht. Zu hören sind einige Stars der Weltmusik.
Max Weissenfeldt hatte schon eine lange musikalische Geschichte hinter sich, als er die Band Polyversal Souls in Berlin gründete. Er war bei den Poets of Rhythm, spielte später mit seinem Bruder Jan als Whitefield Brothers, tourte mit den Krautrockern von Embryo und arbeitete im Studio mit Größen wie Dr. John und Lana Del Ray zusammen. Für Gabriel Roth, den Begründer des Daptone-Labels, heute die erste Adresse in Sachen Neo-Soul, waren und sind die Poets of Rhythm eine wichtige Bezugsquelle und als Dan Auerbach von den Black Keys das Album Earthology der Whitefield Brothers hörte, wollte er unbedingt diesen deutschen Schlagzeuger kennen lernen.
"So richtig gelöst davon habe ich mich nicht. Wenn man sich Earthology anhört und jetzt im Vergleich Invisible Joy – da ist eine Konstante zu entdecken. Aber ich hab mich definitiv von den Sachen, die ich in den 90ern gemacht habe, vielleicht nicht gelöst, aber ich habe ein größeres Spektrum an musikalischen Einflüssen aufgenommen."
Dazu gehört unbedingt die Musik Ghanas. Zuerst hatte Max Weissenfeldt sich nur mit den dortigen Meistertrommlern beschäftigen wollen, inzwischen ist er tief in die Musikkultur der Frafra aus dem Norden des Landes eingetaucht und war im vergangenen Jahr einen ganzen Monat lang mit seiner Band dort unterwegs, spielte mit unzähligen lokalen Musikern. Das hat natürlich auch seinen Einfluss auf das Album gehabt.
"Vor allem dadurch, dass wir mit insgesamt vier Künstlern aus Ghana auf dem Album zusammen arbeiten, ist ganz klar, dass da ein gewisser ghanaischer Einfluss zu hören ist. Bis auf das Stück mit Guy One, in dem er als Musiker eine wichtige Rolle spielt, haben wir musikalisch eher unseren Sound aufgenommen. Die anderen sind reine Gastsänger. Richtig authentisch ghanaisch ist nur Yelle Be Bobbre, der Guy One–Song."
Perfektionismus ist dem Musiker fremd
Die Zusammenarbeit von Max Weissenfeldt mit guy One ist schon so weit gediehen, dass auf dem bandeigenen Label Philophon auch ein Solo-Album des Ghanaers erscheinen wird. Da werden die Polyversal Souls in die Rolle der begleitenden Studioband schlüpfen. Alles wird in Berlin im eigenen Studio produziert. Da hätte Max Weissenfeldt ja auch alle Möglichkeiten am Sound zu feilen, bis auch das letzte Detail perfekt ist. Doch dieser Perfektionismus ist dem Musiker fremd.
"Es kommt ganz darauf an, woran man arbeitet. Manche Sachen möchte man besonders gut und rund hinbekommen, andere Sachen sollen ihre Ecken behalten. Beides hat seine Qualität und seinen Reiz. Perfektion hat überhaupt nichts mit Gut zu tun. Im Gegenteil, perfekte Dinge können auch schlecht sein. Flussbegradigung zum Beispiel. Die ist perfekt begradigt. Aber ist es was Gutes? Nein! So ist es auch mit der Musik. Ich setze nie den Maßstab des Perfekten an und wenn man genau hinhört, dann wimmelt die Platte vor Fehlern. Aber was sind schon Fehler?! Wenn sie gut klingt, ist gut. Fertig!"
Die Platte wimmelt nicht nur von Fehlern, auch von den verschiedensten Stilarten. Gäste wie der Rapper Bam von den Jungle Brothers oder der äthiopische Keyboarder Hailu Mergia treffen aus Soul und Funk, auf karibische oder afrikanische Rhythmen. Und auch den großen Vorbildern Sun Ra und Duke Ellington erweisen die Polyversal Souls ihre Referenz. Das erstaunliche daran ist: Es klingt in jedem einzelnen Augenblick nach den Polyversal Souls. Es gibt keine Ausflüge in andere Sounds oder Stile, sie machen sich alles zu Eigen. Und auch Max Weissenfeldt sieht es da eher fatalistisch.
"Ich fühle mich keinem dieser Genre zugeordnet. Klar, es wird immer nach einem Label verlangt. Aber das ist nicht der Ansatz, wie ich an Musik heran gehe. Ich mache das, was mich interessiert, was mich reizt und inspiriert. Was ist es? Postmoderner Eklektizismus oder was weiß ich. Weiß der Teufel... Ist mir auch relativ egal!"

Die Polyversal Souls sind untrennbar mit dem Namen von Max Weissenfeldt verbunden, der damit seine Karriere nach dem Aus für die Whitefield Brothers und die Poets of Rhythm mit der eigenen Band auf dem eigenen Label fortsetzt. Und hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt: Neben dem ghanaischen Star guy One sind unter anderem auch die äthiopische Keyboardlegende Hailu Mergia, der ghanaische Rapper Roy X (jüngster Sohn von Ebo Taylor) und Jungle Brother BAM zu hören. Es ist aber kein reines Weltmusikalbum geworden, wie einige Namen vermuten lassen. Neben einer Hommage an Sun Ra gibt es auch eine Komposition von Duke Ellington zu hören und die Polyversal Souls halten den Sound in einer Art global Soul kongenial zusammen.