Neues Album von Macy Gray

"Ich bin kein perfekter Standard"

Die Soul-Sängerin Macy Gray bei einem Auftritt in Bala Cynwyd, Pennsylvania im August 2018
Die Soul-Sängerin Macy Gray bei einem Auftritt in Bala Cynwyd, Pennsylvania im August 2018 © dpa / picture alliance / Star Shooter
Von Martin Risel · 26.09.2018
Mit dem neuen Album "Ruby" kehrt die Grammy-gekrönte Ausnahmesängerin Macy Gray zurück zu ihren Wurzeln. Soul in einem unverwechselbaren Stil: rauchig, erdig, sophisticated.
Sie ist selbstbewusst und bestens bei Laune. Kein Wunder: Mit einem gutgelaunten Soul-Stampfer mit dicken Bläsern und fettem Bass ist sie wieder da: Die Macy Gray, die man seit fast 20 Jahren kennt: Mit Pop-Appeal, aber alles andere als glatt. Ungemein geerdet und irgendwie schräg.
1999 der Durchbruch und ein Grammy mit ihrem Song "I Try". Es folgten 25 Millionen verkaufte Tonträger weltweit. Kooperationen mit Justin Timberlake, den Black Eyed Peas, Santana. Jetzt das zehnte Album – und Macy Gray hat noch immer eine der außergewöhnlichsten Stimmen der Musikwelt.
"Ich bin keine typische Sängerin, kein perfekter Standard wie Mariah Carey oder Christina Aguilera. Ich kann das einfach nicht. Ich habe aber vielen anderen zugehört. Und Dinge in deinem Leben passieren und schlagen sich in der Stimme nieder. Aber ich weiß nicht, wie ich das mache."
Eine Piano-getriebene Ballade zum Dahinschmelzen, rauer R&B und rauchiger Jazz – der Albumtitel "Ruby" steht für Rubin als ihre Lieblingsfarbe und für Album-Klassiker wie die ersten Alben von Macy Gray, an die sie jetzt anknüpft. Anderthalb Jahre hat sie daran gearbeitet, viel mit skandinavischen Musikern, auch mit afroamerikanischen.

Live singen ist die beste Übung

Zwischendurch hat sie geschauspielert, Depressionen bekämpft, immer wieder Konzerte gespielt. Und steht jetzt mit 51 mit so einem Album neben den ganzen nachgewachsenen Retro-Soul-Diven wieder obenauf.
"Live singen ist die beste Übung für deine Stimme. Und mit jedem Konzert wirst du besser. Mit dem Alter hat sich meine Stimme verändert, ist etwas tiefer geworden. Und ich treffe meinen Stimmlehrer monatlich. Ich arbeite daran, also verbessere ich mich."
"Singen gelernt hab ich zuerst in einer Jazzband. Ich hab oft Billie Holiday gehört, später Nina Simone. Dann war ich ein riesiger Prince-Fan. Von ihm habe ich einen größeren Stimmumfang gelernt. Von Kurt Cobain, wie man Whisky und Zigarren in die Stimme packt. Und von James Brown …"
Und dann klingt es auch mal wie eine Cole-Porter-Nummer aus den 40er-Jahren. Macy Gray bleibt ihren Jazzwurzeln treu. Auch ihrem augenzwinkernden Sarkasmus in so mancher Textzeile. Der zum Schluss mit einem ironischen Kommentar zur Weltlage gipfelt in ihrer Aufforderung an den Schöpfer:
"Rette uns wie versprochen! Mit Verlaub: Wenn ich du wäre, würde ich das jetzt tun."
Und weil sie aber eben nur Macy Gray ist, hat sie ganz irdische Ziele. Nur Macy Gray?
"Ich würde gern in einer Fernsehshow arbeiten. Und ich möchte, dass meine Musik gut ankommt. Ich hab 'ne Menge Alben gemacht, bei denen das nicht so war. Und ich will die Erde verlassen als eine, die eine großartige Künstlerin war. Eine der besten."
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