Neues Album von Beach House

Die Entdeckung der Langsamkeit

Die Musiker Victoria Legrand und Alex Scally von "Beach House" bei einem Konzert am 15.3.2013 in Madrid -
Beach House hat mittlerweile das siebte Album vorgelegt. © picture alliance / dpa / Kiko Huesa
Von Christoph Möller · 08.05.2018
Verträumt und gemächlich: Auch wenn sich die Band Beach House nicht in eine Schublade stecken lassen will, auf ihrem neuen Album "7" spielen sie gepflegten Dream Pop: Musik zum Entspannen und Abtauchen.
Sie sind immer noch extrem langsam. Beach House. Der zweite Song des Albums, "Pay No Mind", ist eine verschlafene Ballade, in der alles in Ordnung ist: Wer weiß schon, ob es Rosen im Himmel gibt, hör auf darüber nachzudenken, singt Victoria Legrand.
Musik, die so viel Freiräume hat, man möchte all seine Gefühle hineinlegen. Die Langsamkeit, fast schon ein Akt des Widerstands gegen Fortschritt, Hektik und Stress. Was draußen in der Welt passiert, für die Musik von Beach House spielt es keine Rolle, meint Alex Scally.
"Wir haben schon immer absichtlich versucht, auszublenden, was in der Welt passiert. Das ist fast schon ein Sport geworden: Die Welt bestmöglich zu ignorieren. Jedes Mal, wenn wir kreativ sein wollen, einfach ignorieren, ignorieren, ignorieren. Denn wir wollen hören, was in uns ist. Das ist das Wichtigste."

Mysteriös, retro, intensiv

Beach House bleiben auch auf "7" mysteriös. Über weite Teile des Albums verschwindet die Stimme von Victoria Legrand hinter trägem, minimalem Schlagzeug, und auch wenn alles retro klingt, das ist Gegenwartsmusik, bloß dass die Gegenwart mit ihr wie in Zeitlupe verläuft.
Man hört, dass Beach House mehr Zeit im Studio verbracht haben als auf den Vorgängeralben: Alles klingt perfekt unperfekt. Gleichzeitig ist alles wie immer: Das Album hat kein Thema und erzählt keine eindeutige Geschichte. Was auch eigentlich völlig in Ordnung wäre, meint Victoria Legrand, wäre da nicht das Label, das bei jeder Plattenveröffentlichung irgendeinen Text braucht, der das Album beschreibt.

"Klar, sie wollen, dass wir schreiben, wo all das herkommt, aber wir enthüllen unsere Kunst nicht. Was die Songs bedeuten, solltest Du komplett für Dich selbst herausfinden. Das ist etwas, bei dem wir sehr, sehr hartnäckig sind, wir werden unsere Musik nicht erklären."

Viel mehr erzählt auf "7" sowieso der Sound. Etwa in "Last Ride", dem letzten Stück der Platte, exakt sieben Minute lang, das möglicherweise den Tod eines Hollywood-Stars vertont, aber auch einfach nur von Liebe handeln könnte. Es beginnt mit einem zärtlichen Klaviermotiv und entwickelt sich zu einem euphorischen Gitarrensong.

Wir haben unsere eigene kleine Schublade

Der perfekte Schluss für ein Album, das auch deshalb gut ist, weil es langsam immer besser wird. Zunächst wirkt es, als würden sich die Songs wiederholen, weil sie sich so ähnlich sind, doch irgendwann bekommen kleine Veränderungen eine besondere Qualität.
"7" ist ein offenes Album, das Hörerinnen und Hörer einlädt, daran teilzunehmen. Die Langsamkeit der Songs entwickelt eine eigene Intensität. Man möchte herausfinden, was sie einem sagen wollen, und kommt doch nicht so richtig an ihren Kern. Dream Pop, verträumte Popmusik, so kann man Beach House auch auf ihrem siebten Album gut beschreiben, auch wenn das die Band natürlich nicht so richtig wahrhaben möchte.
"Ich verstehe schon, dass man uns als Dream Pop bezeichnet. Aber ich denke, wir verändern uns trotzdem ständig. Ich glaube nicht, dass ich jemals mit einer einzigen Bezeichnung zufrieden sein werde. Ich glaube, dass wir unsere ganz eigene kleine Schublade haben."
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