Neuer BKA-Chef

Der oberste Schutzmann

Zusammen mit beteiligten Polizisten gibt der Bremer Polizeipräsident Holger Münch (l) am Dienstag (06.09.2011) eine Pressekonferenz im Polizeipräsidium in Bremen.
Der stellvertretende Bremer Innensenator Holger Münch wird neuer Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA). © picture alliance / dpa / Ingo Wagner
Von Franziska Rattei · 01.12.2014
Als Staatsrat beim Bremer Senator für Inneres und Sport hat sich Holger Münch Respekt und Anerkennung auch bei der politischen Konkurrenz erarbeitet. Ob ihm das als neuer Chef des Bundeskriminalamts auch gelingt, wird sich zeigen.
Es ist Holger Münchs letzte Pressekonferenz in Bremen, bevor er an die Spitze des Bundeskriminalamts wechselt.
"Das ist immer noch irgendwie unvorstellbar für jemanden, der als Polizist ganz einfach angefangen hat, so 'ne Karriere zu machen. Aber das muss man dann halt eben auch annehmen. Irgendwo ist es ein Geschenk, dass man so eine Möglichkeit bekommt. Und jetzt ist es auch soweit. Jetzt will ich's auch tun. Aber vorher will ich mich auch hier in Bremen verabschieden."
Seit April wusste der 53-Jährige, dass er im "Topf für den Posten" ist – so drückt er es selbst aus. Ein paar Wochen lang konnte er abwägen: nach Berlin fahren, sich im Bundesinnenministerium vorstellen oder nicht.
"Das war die Zeit des Überlegens, wo ich mir Gedanken gemacht hab: Mensch, traust du dir das zu, was macht das mit deinem Leben, hab das zu Hause besprochen, und am Ende hat dann der Schutzmann gesagt: doch, fahr hin!"
Nach dem ersten Besuch bei Thomas de Maizière dauerte es noch ein knappes halbes Jahr bis zur Ernennung. Jetzt, nach ein paar Wochen als in Anführungsstrichen "Edel-Praktikant" ist es soweit. Münch ist nicht länger parteiloser Staatsrat beim sozialdemokratischen Innensenator in Bremen, sondern Chef von mehr als fünfeinhalbtausend Mitarbeitern. Eine große Herausforderung, sagt Björn Fecker, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion in der Bremer Bürgerschaft.
"Ich glaube aber, wenn er sich eingearbeitet hat in die Materie und geschaut hat, wo sozusagen auch Knackpunkte sind, wo Schwächen in der Führungskultur sind, dass er damit relativ schnell aufräumen kann."
In Bremen galt er als Reformer
Schließlich gilt Münch als Reformer. Eines seiner großen Projekte in Bremen war es, das Stadtamt neu zu ordnen. Er hat Veränderungsprozesse eingeleitet und sie auch persönlich begleitet. Viele rechnen ihm das hoch an. Kaum jemand verliert ein kritisches Wort über Münch; nicht einmal die Grünen - auch wenn man traditionell unterschiedlicher Meinung war, wenn es um die Befugnisse von Sicherheitsbehörden ging.
Björn Fecker: "Aber ansonsten – ich mein, nicht umsonst muss man sagen, dass ein Staatsrat im sozialdemokratisch geführten Innenressort zur Verabschiedung eine Lobeshymne via Pressemitteilung der Grünen-Bürgerschaftsfraktion kriegt – das passiert eher selten. Das ist aber vollkommen zurecht aus unserer Sicht, weil er wirklich ein Verlust für die Bremische Politik ist."
Münch packt Probleme analytisch und strukturiert an und holt alle Beteiligten ins Boot. So war es auch bei der Reform des Stadtamtes und beim sogenannten "Bäderkonzept", sagt Fecker. Bremen hat wenig Geld und muss Schwimmbäder schließen lassen – Münchs Strategie wird trotzdem breit getragen.
Auf die Erfahrungen als Polizist zurückgreifen
Ob ihm Ähnliches beim BKA gelingen wird, muss er erst noch beweisen. Jochen Kopelke, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, wünscht es dem früheren Bremer Polizeipräsidenten, allerdings:
"Als Gewerkschafter würde ich sagen, dass Reformprozesse immer eine Riesengefahr bilden. Eine Reform hat immer zwei Seiten: die des Neuen, des Guten, was daraus resultieren soll, und sicherlich hat eine Reform auch immer Nachteile und bei bestimmten Personengruppen oder bei Menschen generell, auch immer Ängste geschürt. Aber ich glaube, dazu gehört dann auch einfach Glück, dass es einfach klappt."
Auf das Glück verlässt sich Holger Münch bei seiner neuen Stelle als BKA-Chef nicht; eher auf die Erfahrungen, die er bei der Polizei und in der Politik gemacht hat.
"Ja, ich werde schauen, ob das, was ich hier gelernt habe, ausreichend ist und mich rüstet."
Cybercrime, vernetzte Kriminalität und Terrorismus werden wichtige Themen werden. "Wir müssen schneller werden", sagt der neue Chef des Bundeskriminalamtes; und Strukturen schaffen, mit denen das möglich ist.