Neue Studie zur Mediennutzung

Wenn Glückserlebnisse zur Sucht führen

Auf einem Keyboard liegt ein Tablet Computer (iPad) in seiner grauen Hülle. Aufgenommen in Köln am 29.11.2012.
Computer oder doch lieber Klavier spielen? Die Medienpädagogin Paula Bleckmann rät Eltern zur Aufmerksamkeit © picture alliance / dpa / Maximilian Schönherr
Paula Bleckmann im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke · 09.06.2016
Kinder sollten eigene Computer so spät wie möglich erhalten, empfiehlt die Medienpädagogin Paula Bleckmann. Sie mahnt Eltern zur Wachsamkeit. Vor allem die intensive Computerspielnutzung berge die Gefahr, Abhängigkeiten zu erzeugen, betont die Expertin.
Wie groß ist das Suchtpotential in der digitalen Welt? Und ab wann dürfen Kinder an ein Tablet? Zu diesem Thema ist im Auftrag des Deutschen Bundestags eine neue Studie erstellt worden.
Für diese Untersuchung ist auch die Medienpädagogin und Mediensucht-Expertin Paula Beckmann befragt worden. Ist der Vergleich zwischen den Suchtphänomenen bei elektronischen Medien und denen einer Drogenanhängigkeit überhaupt zulässig?
"Einerseits 'Ja', andrerseits 'Nein'. Ich warne sehr vor einem panikartigen Überbewerten jeder Art von etwas ausuferndem Medienkonsum als Sucht. Es gibt seit 2013 die Diagnose 'Internet Gaming Disorder' als Forschungsdiagnose. Das wird in den nächsten Jahren wissenschaftlich erforscht werden, inwieweit das eine tragfähige Diagnose ist. Ich rechne sehr damit, dass sie dann in einigen Jahren auch als echte Diagnose aufgenommen wird."

Suchtmerkmale in Computerspielen

Auf der anderen Seite sei festzustellen, dass es ein sehr hohes Suchtpotential bei digitalen Medien gebe, berichte Bleckmann aus ihrer Forschungsarbeit:
"Bei vielen Computerspielen gibt es eine Nähe zu Glücksspielangeboten. Auch da kann man, je nach Spielsituation, plötzlich viel gewinnen, viel verlieren, beim Level aufsteigen. Das heißt, es gibt eine ganze Reihe von Suchtmerkmalen in Computerspielen, die wir als Forscher identifizieren können."

Ausufernde Computer-Nutzungszeiten bei Kindern

Mittlerweile gebe es bei Kindern mit eigenen elektronischen Geräten ausufernde Nutzungszeiten, warnte Bleckmann. Hier sei das aufmerksame Auge der Eltern gefragt:
"Deshalb lautet die klare Empfehlung: eigene Bildschirmgeräte so spät wie möglich."
Der Titel der Studie lautet: "Neue elektronische Medien und Suchtverhalten – Risiken, Bewältigungsstrategien und Präventionsmöglichkeiten". Im Mittelpunkt standen die Aufarbeitung der wissenschaftlichen Befunde zu Umfang und Folgen suchtartiger Mediennutzung sowie die Auseinandersetzung mit den verschiedenen wissenschaftlichen und gesellschaftspolitischen Anliegen.
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