Neue Studie

Mehr Schwarzarbeit durch Mindestlohn

Gerüstbauer arbeiten auf einer Baustelle.
Wohlstandsfaktor Schwarzarbeit: "Ohne Schwarzarbeit ginge es Deutschland wesentlich schlechter" © picture-alliance / dpa / Christian Charisius
Der Ökonom Friedrich Georg Schneider im Gespräch mit Birgit Kolkmann und Oliver Thoma · 03.02.2015
Seit Jahren geht der Anteil der Schattenwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt zurück. Das könnte sich durch die Einführung des Mindestlohns ändern. "Die Schwarzarbeit wird um ungefähr 1,5 Milliarden Euro steigen", prognostiziert der Ökonom Friedrich Georg Schneider.
Der seit Januar geltende Mindestlohn könnte die Schattenwirtschaft in Deutschland beflügeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Tübinger Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und der Universität Linz.
"Eine ganz normale Reaktion von Unternehmern"
"Insgesamt wird bei den Lohnkosten bei der Einführung des Mindestlohns ein Volumen von sieben Milliarden Euro bewegt", sagt der Ökonom Friedrich Georg Schneider, einer der Autoren der Studie. Davon würden 1,5 Milliarden in die Schattenwirtschaft abwandern.
"Eine ganz normale Reaktion von Unternehmern, die sich höheren Kosten gegenübersehen und ausweichen", meint Schneider. Vermutlich werde der Anteil der Schattenwirtschaft vor allem in Ostdeutschland zunehmen, da dort die Rentabilitäts- und die Arbeitssituation viel prekärer sei.
"Schwarzarbeit steigert den Wohlstand"
Etwas Schwarzarbeit werde es aber immer geben, ob mit oder ohne Mindestlohn, so der Ökonom. Und Schwarzarbeit hat offenbar auch Vorteile: "Um es provokant zu formulieren: Ohne Schwarzarbeit ginge es Deutschland wesentlich schlechter. Schwarzarbeit steigert den Wohlstand." So wäre das deutsche Bruttoinlandsprodukt ohne Schwarzarbeit um 250 Milliarden Euro geringer.
Leidtragende seien die Sozialversicherungsträger. "Ungefähr zwischen 20 und 30 Milliarden gehen den Sozialversicherungsträgern inklusive der Krankenversicherungsträger verloren."
Mehr zum Thema