Neue Sky-Serie: "Patrick Melrose"

Wahnsinn gepaart mit britischem Humor

Based on the acclaimed Patrick Melrose series of novels written by Edward St. Aubyn and adapted by BAFTA award nominee David Nicholls (Far From the Madding Crowd, One Day), Melrose gleefully skewers the British upper class as it tracks the titular characters harrowing odyssey from a deeply traumatic childhood, through adult substance abuse and ultimately, towards recovery and redemption. Benedict Cumberbatch (The Imitation Game, Sherlock) plays Patrick Melrose, an aristocratic and outrageously funny playboy, who struggles to overcome the damage inflicted by an abusive father and a mother who tacitly condoned the behaviour. A true television saga, Melrose is both gripping and humorous, with a dramatic sweep that encompasses the South of France in the 1960s, debauched 1980s New York and sober Britain in the early 2000s. Melrose will devote an hour to each of the five novels, with each episode storytelling a few complicated and intense days in Patrick's life. Starring: Benedict Cumberbatch, Holliday Grainger, Jessica Raine.
"Patrick Melrose" ist ein Festspiel für den britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch. © Sky UK
Susanne Luerweg im Gespräch mit Gesa Ufer · 29.05.2018
Missbrauch, Drogensucht und Wahnsinn gepaart mit feinem britischen Humor. Das sind die Ingredienzen der neuen Sky-Serie "Patrick Melrose". Die perfekte Bühne für den Ausnahmeschauspieler Benedict Cumberbatch. Unsere Kritikerin hat die ersten Folgen gesehen.
"Patrick Melrose" beruht auf den semi-autobiografischen Büchern des englischen Schriftstellers Edward St. Aubyn: Ein Landgut im Süden Frankreichs, eine britische Oberschichtfamilie, die hier ihr Dasein fristet, ein Vater, der seinen Sohn schon als Kleinkind missbraucht, eine Mutter, die lieber Schecks für wohltätige Zwecke schreibt und dabei lieber noch einen Whiskey trinkt als genau hinzusehen - dieses Umfeld einer dysfunktionalen Familie hat der englische Schriftsteller Edward St Aubyn in seinen ersten drei Büchern beschrieben.
Sie widmen sich in erster Linie seinem grausamen Vater, seinen eigenen Leiden, seiner Heroinsucht. Dann legte er ein wenig später noch einmal zwei Bücher nach, die seine gutmeinende, aber völlig überforderte Mutter in den Mittelpunkt rücken.
Die fünf Bücher sind nun jeweils Grundlage für eine Episode der fünfteiligen Miniserie "Patrick Melrose". Die Serie startet heute bei Sky Atlantic. Unsere Kritikerin Susanne Luerweg hat die ersten beiden Folgen gesehen.
Fünf Bücher in fünf Stunden Film gegossen – funktioniert das? Oder geht dabei nicht viel verloren? "Nein, absolut nicht", sagt Susanne Luerweg. "Zumindest die beiden Folgen, die ich sehen konnte, sind wirklich großartig." Die Vorlage mache es einem leicht, denn die Bücher behandelten ja in der Regel auch einen Tag, ein Ereignis. Das habe sich ist nun sehr gut auf eine knappe Stunde Serienzeit verdichten lassen.

Morbid und lustig

Der Zuschauer bekommt Melroses Geschichte nicht chronologisch zu sehen: Die erste Folge, "Bad News", dreht sich um den Tod des furchtbaren Vaters, dessen Überreste der inzwischen heroinabhängige Sohn Patrick in New York abholen muss. Das komme so morbid und lustig daher, wie es klinge – inklusive Drogenrausch, falscher Trauerfeier und dann endlich der richtigen Urne. Unsere Kritikerin ist begeistert:
"Und es ist die perfekte Bühne für Benedict Cumberbatch, der den sozial verwahrlosten, misshandelten Oberschicht-Charakter spielt."
O-Ton "Patrick Melrose":
"Ich nehme noch einen ihrer sehr erfrischenden Martinis und etwas Lachstartar, gefolgt on etwas Steaktartar. Tatata... Bitte extra scharf und ihre Weinkarte (Innere Stimme: "Richtig Patrick, du musst etwas Anständiges im Magen haben") Ach, sei bitte still. Erwarten Sie noch Gesellschaft, Sir? Gott. Scheiße. Hoffentlich nicht."

Auch die Co-Darsteller können gegen ihn bestehen

Patrick Melrose alias Benedict Cumberbatch braucht keine Gesellschaft, er hört Stimmen. Bei so viel Schauspiel-Power: Können die anderen Darsteller überhaupt neben Cumberbatch bestehen?
Ja, meint Susanne Luerweg, alle Schauspieler seien miteinander auf Augenhöhe: Hugo Weaving spielt den grausamen Vater, den man unter anderem als Elrond aus "Herr der Ringe" oder Agent Smith in "Matrix" kenne. Auch Jennifer Jason als Amerikanerin mit Geld, die sich aber nicht gegen ihren Upper-Class Ehemann durchsetzen kann.

Perfekte Milieustudie

Die Serie sei vor allem auch eine perfekte Studie des Milieus, in dem sich alle weggucken und nicht einmischen. Probleme werden mit Whisky oder Tabletten weggespült. Man blickt auf andere herab, es herrscht Kälte. Das alles ist interessant inszeniert von Regisseur Edward Berger ("Deutschland 83", "The Terror") und in tolle Bilder eingefangen. Jede Folge spielt in einer anderen Zeit: Es beginnt 1982, dann springt man zurück in die 60er - eine Herausforderung, die die Serie meistert.
Susann Luerweg: "Das furchtbare Leiden des jungen Patrick, das wird angedeutet, aber nicht gezeigt. Wenn der Vater ihn in sein Schlafzimmer bittet, dann geht die Tür zu, und als Zuschauer bleibt man draußen und ist auch froh darüber."
Ihre Empfehlung: Unbedingt gucken. Am besten im englischen Original.
(mkn)

"Patrick Melrose", Serie in fünf Folgen, ab 29.5., dienstags bei Sky 1.

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