Neue Platten in der Kurzkritik

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

Sänger und Gitarrist Frank Turner während eines Konzerts auf dem Nova Rock 2015 Festival in Nickelsdorf, Österreich
Auch von Frank Turner gibt es ein neues Album. © dpa / picture alliance / Herbert P. Oczeret
Von Uwe Wohlmacher · 07.08.2015
Positiv schimmernder Sound: Das ist die Musik von "The Phoenix Foundation". Frank Turner ist mittlerweile etwas rockiger, aber ebenfalls eine Hörempfehlung. "Herrenmagazin" hingegen ist schön - aber auch etwas langweilig.
The Phoenix Foundation aus Neuseeland vermischen auf ihrem neuen, sechsten Album "Give Up Your Dreams" gekonnt Indie-Rock mit Folk und Psychedelic und erzeugen einen jederzeit positiv schimmernden und schwingenden Sound. Die Atmosphäre dieser Musik erinnert in ihrer flirrenden Leichtigkeit an Prefab Sprout oder Belle & Sebastian und passt wunderbar zu einem heißen Sommertag.
The Phoenix Foundation: "Give Up Your Dreams"
Dabei geht es in den Texten gar nicht so unbeschwert zu. Schon im ersten Song des Albums heißt es: "Lass Dir von niemandem erzählen, die Welt sei eine schützende Auster. Die Welt ist keine Auster, sondern ein kalter, dunkler Planet." Doch von Resignation ist in den folgenden Texten wenig zu spüren, vielmehr geht es meist darum, den inneren Schweinehund zu überwinden und die Probleme beiseite zu schieben. Dazu ist die Musik von The Phoenix Foundation bestens geeignet.
Frank Turner: "Positive Songs For Negative People"
Eingerahmt von zwei akustischen Folk-Songs geht es auf dem neuen Album des englischen Singer/Songwriters Frank Turner ziemlich heftig zur Sache. "Positive Songs For Negative People", so der Titel, will Mut machen und helfen, Probleme zu überwinden. "So schwer das Leben auch sein kann, du musst kämpfen anstatt dich heulend auf den Boden zu legen", sagt Turner über die Platte. War die Basis seiner Musik bislang akustischer Folk, kehrt er nun zurück zu seinen Punkwurzeln und legt sich mit seiner Band ziemlich rockig ins Zeug.
Seine Themen sind dabei stets Einsamkeit, Isolation und die Benachteiligung der so genannten kleinen Leute. Mittlerweile gehört er schon zu den Arrivierten der Szene, aber von der Basis hat er sich dennoch nicht entfernt. Immer noch spielt er an die 100 Konzerte im Jahr und die kritischen Töne sind in seinen Songs immer noch zu hören - das klingt nicht sonderlich innovativ, aber authentisch, ehrlich und voller Bodenhaftung.
Herrenmagazin: "Sippenhaft"
Die mittlerweile in Berlin residierende Hamburger Band Herrenmagazin setzt ihren Weg auf dem neuen Album "Sippenhaft" mit Befindlichskeitslyrik zu handgemachtem Indie-Rock weitestgehend unverändert fort. Jemand hat darüber mal geschrieben: "Die Texte der Gruppe sind durch und durch hanseatisch: melancholisch, poetisch, aufrichtig, sprachwitzig". Und so finden sich Textzeilen wie "In den dunkelsten Stunden / Wirft der Schatten das Licht / Löscht das Feuer die Brände / Schweigt man sich aus über dich / Spendet Streit seinen Trost", die zwar klug gesetzt sind, aber leider wenig aussagen. Poesie der so genannten Hamburger Schule, die für erwachsen gewordene Gymnasiasten taugt, aber darüber hinaus kaum von Bedeutung sein kann. Wenn schon anspruchsvoll, dann doch bitte Gedanken oder Beobachtungen zu Problemen unserer Zeit. Herrenmagazin stehen für melodischen Indie-Gitarren-Pop, der langsam etwas angestaubt klingt. Schön, aber auf Dauer langweilig.