Neue Galerie The Compound

Kunst in der Bronx

Kunst in der Galerie The Compounds in der Bronx (New York)
Die Galerie The Compounds in der Bronx will Hip-Hop und Graffiti sowie gerahmte Meisterwerke verbinden. © Thomas Reintjes
Von Thomas Reintjes · 04.09.2018
Mit der Bronx in New York verbinden viele Kunstliebhaber eher Hip-Hop und Graffiti als gerahmte Meisterwerke. Die neue Galerie The Compound will nun beides verbinden. Gegründet wurde sie von den Hip-Hop-Veteranen Yasiin Bex und Set Free Richardson.
Die Galerie ist nicht ganz einfach zu finden. Ich komme an einem großen Parkplatz voller gelber Taxis vorbei, an einer Waschanlage und einer Werkstatt, dann stehe ich plötzlich vor einem neu aussehenden Coffee Shop, und daneben entdecke ich ein Schaufenster in einer weiß gestrichenen Ziegelsteinwand. Ein Bild, darunter in fetten kursiven Versalien der Schriftzug "Maybe This".
Neben dem Fenster eine schwarze Metalltür, auf der nur klein "Compound" steht. Set Free Richardson öffnet mir und sagt: "I'm Free". Der Galerie-Gründer führt mich direkt in die Lounge. Ein Raum für Mitarbeiter und Gäste der Galerie, der aussieht wie eine Mischung aus Jugendkeller und Erwachsenenspielzimmer. Die Wände schwarz gestrichen, schwarze tief einsinkende Kunstledersofas.
Set Free Richardson: "I felt like galleries never have a comfortable space of like putting people. So like what it is is a collection of like my personal art and a lot of my friends are which is in the room."
Seine eigene Kunst und Kunst seiner Freunde sei in diesem Raum, sagt Free. Fünf Bilder hängen an der Wand, alle quadratisch, 1,20 mal 1,20 Meter, von verschiedenen Künstlern. Eines zeigt eine Sklavenkette, die zu einer Goldkette wird. Ein anderes eine schwarz-weiße amerikanische Flagge.
Unter zwei Bildern stehen die gemalten Gegenstände als Skulpturen. Eine an Sponge-Bob angelehnte personifizierte Marihuana-Topfpflanze und eine Büste, die aussieht wie eine Mischung aus Che Guevara und einem Stromtrooper. Set Free Richardson hat die Spielzeuge mit entworfen. Sieht aus, als werde The Compound einen Fokus auf Pop Culture haben, aber Free betont, dass jegliche Kunst hier stattfinden könne, selbst Ballett.

Set Free Richardson "We're uh, we're open to all forms of art, you know. Art to me is freedom. So if an artist is making, you know, clay molds and another one is a photographer and another one is a painter or if a ballet show want to come in here and they want to do a small show for a small amount of people that's still art. So we want to be able to show all forms of art."

Sich nicht in eine Schublade stecken lassen und Genregrenzen überwinden - das gehört zum Hip-Hop dazu. Kanye West, Jay-Z und Beyoncé nähern sich seit Jahren verschiedenen Kunstformen an. Damit dabei kein zusammengewürfelter Bauchladen herauskommt, muss mit Gespür ausgewählt werden, was zur eigenen Identität passt.

Fotos von Jonathan Mannion zur Eröffnung

Das soll bei The Compound Mitgründer Yasiin Bey übernehmen, besser bekannt als Mos Def. Bey selbst vereint als MC und Schauspieler verschiedene Kunstformen in sich. Er hat lange in Südafrika gelebt und wohnt jetzt in Paris. Diese internationale Erfahrung soll helfen, internationale Künstler zum Compound zu bringen. Das wiederum soll ein buntes Publikum anziehen - bunter als in anderen Galerien.

Set Free Richardson erzählt mir, dass er sich als Afroamerikaner in Galerien nicht immer willkommen fühlt. Er sei einmal herablassend darauf hingewiesen worden, dass die Kunstwerke 15 oder 20 Tausend Dollar kosteten und ob das denn in seiner Liga sei.
Set Free Richardson: "Every time they pointed out pieces and all that they had in their collection, they felt that they had to tell me there was 15.000 or 20.000 Dollar. Like I don't know if you were looking in this range for this or if this is in your ballpark, and I was like the way you're speaking to me is not needed. So, I want a gallery that people feel welcome when they come see art. I just want people to understand that art is for everyone."
Kunst sei für alle da, sagt Free. Mit den ersten beiden Ausstellungen macht The Compound den Einstieg leicht. Wenn die Galerie am 12. September offiziell eröffnet, werden Fotos von Jonathan Mannion zu sehen sein, der Bilder für mehr als 300 Alben-Cover gemacht hat - für Jay-Z, Outkast, Eminem und viele andere. Set Free Richardson und ich gehen von der verspielten Lounge in die minimalistische Galerie. Da hängt schon eine kleine Vorab-Ausstellung von Christina Paik. Unter dem Titel "Maybe This" zeigt sie Selbstporträts, ohne ihr Gesicht zu zeigen.
Kunst in der Galerie "The Compounds" in der Bronx (New York)
Auch diese Kunstwerke sind in der Galerie zu sehen. © Thomas Reintjes
Set Free Richardson: "The work is very interesting in the time when we look at everybody on Instagram and they're showing their faces and everything. She felt that she could do self portraits without showing her face and still be beautiful. And let people still see the beauty without having to pose it always show themselves and everything. "
Nach unserem Interview in der Lounge und der Führung durch die Galerie weiß ich immer noch nicht genau, was ich in Zukunft von The Compound erwarten kann. Welcher Leitlinie folgen Set Free Richardson und Yasiin Bey beim Kuratieren ihrer Shows? Da erinnert mich Free daran, was Compound bedeutet: Kompositum oder Verbund.
Set Free Richardson: "What compound means is bringing two things together to make something. So in this venture, we're bringing the art world together with everybody to create a great feeling, and just bring a beautiful feeling of celebration of art. It's about putting two things together to form something, a relationship, a feeling, a project, anything but putting great things together is a compound."
Ein bisschen wie Hip-Hop also: Durch das Mixen und Remixen verschiedener Tracks entsteht etwas Neues.