Neue Armut
Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe. Dieses Zitat wird dem ehemaligen britischen Premierminister Sir Winston Churchill zugeschrieben. Auch wenn die Urheberschaft nicht eindeutig geklärt ist, die Botschaft ist klar. Der Umgang mit Statistiken ist heikel. Wohlsortierte Zahlenkolonnen stehen selten im politischen Vakuum, sondern sind mit Forderungen verknüpft.
Die OECD – die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – präsentierte heute eine Studie mit dem provozierenden Titel "Mehr Ungleichheit trotz Wachstum". Hinter diesem Titel steht aber ein Fragezeichen und das haben jene Kritiker hierzulande übersehen, die sofort nach einem nationalen Aktionsplan gegen Armut rufen.
In der Tat sind die Einkommensunterschiede in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2005 stärker gestiegen als in anderen Industrieländern. Vor allem männliche Spitzenverdiener haben vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert, während Otto-Normal-Verbraucher deutlich weniger Geld in der Haushaltskasse hatte. Stichwort Lohnzurückhaltung.
Doch die eklatanten Einkommensunterschiede erklären nur unzureichend das Phänomen Armut. Entscheiden ist, an welchen Stellschrauben die Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften drehen.
Die Statistiker sprechen nämlich von der relativen Armut und die sieht zuweilen ganz anders aus. Relativ arm sind nach der Definition der OECD vor allem jene Menschen, die mit weniger als der Hälfe des durchschnittlichen Nettoeinkommens leben müssen. Maßstab für die Armutsdiskussion ist also Otto-Normal-Verbraucher und sein Nettoeinkommen. An dieser Stelle lässt trefflich streiten, zum Beispiel über die Rolle des Staates. Nicht ohne Grund kritisiert die OECD immer wieder die hohe Steuer- und Abgabenquote in Deutschland. Vor allem die Mittelschicht stöhnt über die hohe Belastung durch den Staat.
Doch relative Armut findet man in der Mittelschicht kaum. Da muss man schon eine Stufe tiefer gehen, in den Niedriglohnbereich. 1,3 Millionen Menschen bekommen ergänzendes Arbeitslosengeld II vom Staat, weil sie mit ihrem Lohn nicht über die Existenzschwelle springen. Armutslöhne trotz Arbeit haben in einem führenden Industrieland nichts zu suchen. Ein gesetzlicher Mindestlohn könnte das ändern.
Doch relative Armut –entwickelt sich erst zu spürbarer Armut, wenn man tatsächlich über die Betroffenen redet. Arbeitslose Eltern, deren Kinder und insbesondere Alleinerziehende mit Teilzeitjob. Sie fallen durch den Rost der Gesellschaft, weil die Chancen auf einen dauerhaften Arbeitsplatz und damit auf eigenes Einkommen schwinden. Mitunter droht der soziale Abstieg in die Schuldenspirale. Hier muss der Staat gegensteuern zum Beispiel durch eine vernünftige Kinderbetreuung, wie es in anderen Ländern Standard ist. Denn ohne Rückkehr in die Arbeitswelt, ohne eine berufliche Perspektive sind Kinder für diese Eltern ein Armutsrisiko. Das ist der eigentliche Skandal.
In der Tat sind die Einkommensunterschiede in Deutschland in den Jahren 2000 bis 2005 stärker gestiegen als in anderen Industrieländern. Vor allem männliche Spitzenverdiener haben vom wirtschaftlichen Aufschwung profitiert, während Otto-Normal-Verbraucher deutlich weniger Geld in der Haushaltskasse hatte. Stichwort Lohnzurückhaltung.
Doch die eklatanten Einkommensunterschiede erklären nur unzureichend das Phänomen Armut. Entscheiden ist, an welchen Stellschrauben die Politik, Arbeitgeber und Gewerkschaften drehen.
Die Statistiker sprechen nämlich von der relativen Armut und die sieht zuweilen ganz anders aus. Relativ arm sind nach der Definition der OECD vor allem jene Menschen, die mit weniger als der Hälfe des durchschnittlichen Nettoeinkommens leben müssen. Maßstab für die Armutsdiskussion ist also Otto-Normal-Verbraucher und sein Nettoeinkommen. An dieser Stelle lässt trefflich streiten, zum Beispiel über die Rolle des Staates. Nicht ohne Grund kritisiert die OECD immer wieder die hohe Steuer- und Abgabenquote in Deutschland. Vor allem die Mittelschicht stöhnt über die hohe Belastung durch den Staat.
Doch relative Armut findet man in der Mittelschicht kaum. Da muss man schon eine Stufe tiefer gehen, in den Niedriglohnbereich. 1,3 Millionen Menschen bekommen ergänzendes Arbeitslosengeld II vom Staat, weil sie mit ihrem Lohn nicht über die Existenzschwelle springen. Armutslöhne trotz Arbeit haben in einem führenden Industrieland nichts zu suchen. Ein gesetzlicher Mindestlohn könnte das ändern.
Doch relative Armut –entwickelt sich erst zu spürbarer Armut, wenn man tatsächlich über die Betroffenen redet. Arbeitslose Eltern, deren Kinder und insbesondere Alleinerziehende mit Teilzeitjob. Sie fallen durch den Rost der Gesellschaft, weil die Chancen auf einen dauerhaften Arbeitsplatz und damit auf eigenes Einkommen schwinden. Mitunter droht der soziale Abstieg in die Schuldenspirale. Hier muss der Staat gegensteuern zum Beispiel durch eine vernünftige Kinderbetreuung, wie es in anderen Ländern Standard ist. Denn ohne Rückkehr in die Arbeitswelt, ohne eine berufliche Perspektive sind Kinder für diese Eltern ein Armutsrisiko. Das ist der eigentliche Skandal.