Geraubte Kunst zurück nach Afrika
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Zehntausende Kunstobjekte aus Afrika liegen in deutschen Museen - vieles davon zu Unrecht. Deshalb wird geprüft, was zurück in die Ursprungsländer muss. Um Ansprüche reklamieren zu können, gibt es ab 2020 eine zentrale Anlaufstelle in Berlin.
Die Museen Deutschlands stellen sich spät, aber nun immer systematischer ihrer Geschichte. Es begann vor einigen Jahren mit der Suche nach NS-Raubkunst und einigen wenigen Rückgaben. Der Bund stellte Mittel bereit, Datenbanken wurden aufgebaut.
Das setzt sich seit kurzem fort mit der Raubkunst aus Deutschlands Kolonialgeschichte, vor allem aus Afrika. Das betrifft vor allem Namibia, aber auch Kamerun, Ruanda und Tansania. Es gibt erste zaghafte Kooperationen zwischen Museumsleuten von beiden Seiten, es gibt ein erstes Eckpunktepapier in dem im Frühjahr schon der Bund und die Länder klar gemacht haben: Deutschland ist bereit für Rückgaben.
Deutschland stellt sich der Vergangenheit
Unterstrichen wurde das mit staatlichen Mitteln von zwei Millionen Euro pro Jahr für die Herkunftsrecherche kolonial belasteter Kunstobjekte. Und vor allem will Deutschland etwas, was der Hamburger Kultursenator von der SPD, Carsten Brosda, noch mal betont: "Transparenz, Transparenz, Transparenz!"
Die ist auch bitter nötig nach Jahrzehnten des Verdrängens der deutschen Kolonialzeit in den Museen hierzulande. Zehntausende Objekte müssen überprüft werden, viele davon werden nach Afrika zurückgehen. Um Ansprüche und Nachfragen zu sammeln, wird es ab nächstem Jahr nun also ein Kontaktbüro in Berlin geben.
Ein zentrales Büro, das alle Informationen bündelt
Hamburgs Kultursenator sitzt zurzeit der neu eingerichteten Kulturministerkonferenz vor. "Das wird ein Büro sein, das einerseits informiert, das dokumentiert, das vernetzt – das wird in alle Richtungen Informationen bündeln und alle Teilnehmer informierter machen. Aber vor allen Dingen ein Türschild, eine Klingel, eine Telefonnummer an die ich mich wenden kann, wenn ich etwas suche und nicht mehr die Eigenrecherche: In welchem Haus in Deutschland könnte es denn liegen?"
Bisher mussten sich Interessenten aus dem Ausland an 16 Bundesländer oder an die Kommunen wenden und langwierig suchen. Das Büro soll das deutlich vereinfachen. Karin Prien, CDU-Kulturministerin in Schleswig-Holstein, setzt ebenfalls auf diese Kontaktstelle.
"Wir haben ja das Problem, wir haben Museen und Institutionen, die der Bund verantwortet - wenige, aber die haben wir. Aber wir haben natürlich viele Institutionen bei den Ländern und vor allem auch bei den Kommunen und bei Stiftungen. Das ist ein Dickicht, das für jemanden, der von außen kommt, kaum zu durchschauen ist. Deshalb eröffnet diese gemeinsame Anlaufstelle überhaupt erst den Zugang zu den notwendigen Informationen."
Finanziell limitierter Beginn
Das Geld für diese neue Stelle kommt zur Hälfte vom Bund und von den Ländern. Finanziert ist sie für die nächsten drei Jahre. Nur die Summe selbst nimmt sich angesichts der Aufgabe doch recht bescheiden aus. 400.000 Euro pro Jahr. Damit wird man angesichts hoher Betriebs- und Mietkosten nicht allzu viele Menschen beschäftigen können. Aber es ist ein Anfang - nach Jahrzehnten des Vertuschens unserer Kolonialgeschichte in den deutschen Museen.