Neue Alben

Das muss man gehört haben - oder nicht

Der Sänger und Schauspieler Matthias Schweighöfer steht in Köln beim Vorentscheid "Unser Song 2017" für den Eurovision Song Contest in Kiew auf der Bühne.
"Lachen Tanzen Weinen" ist das Debütalbum von Matthias Schweighöfer. © dpa / picture alliance / Sascha Steinbach
Von Mathias Mauersberger · 10.02.2017
Der Schauspieler Matthias Schweighöfer gibt mit "Lachen Weinen Tanzen" sein Debüt als Sänger und Songschreiber. "Elwan" zeigt, warum die Band Tinariwen auch nach fast vier Jahrzehnten nichts von ihrer Magie verloren hat. "Live & Livin' It" von Sinkane ist eine Hommage an den politischen Funk und Reggae der Siebzigerjahre.
Matthias Schweighöfer: "Lachen Weinen Tanzen"
Wenn deutsche Filmschauspieler ans Gesangsmikro treten, muss das nicht immer in der künstlerischen Sackgasse enden. Meret Becker, Tom Schilling, Julia Hummer - sie alle haben vorgemacht, dass man sowohl auf der Leinwand, als auch im Club eine gute Figur machen kann. Nun steigt auch Matthias Schweighöfer, bekannt aus Filmen wie "Der geilste Tag" in den Ring: "Lachen Weinen Tanzen", so heißt sein Debüt als Sänger und Songschreiber.
Der gebürtige Anklamer hat in der Vergangenheit bereits Musikvideos für Bands wie Bloc Party oder Silbermond gedreht. Schweighöfers eigene Stücke erinnern da eher an die jüngere Generation deutscher Pop-Sänger, Tim Bendzko oder Andreas Bourani: Klavier-Balladen, die von Liebe, Herzschmerz und dem Durchhalten in harten Zeiten erzählen. Das klingt in sich rund, wirkt aber auch wahnsinnig bieder. Wenn der 35jährige davon singt, sich "durch den Sturm" und "irgendwie nachhaus" zu schleppen, dann möchte man ihm zurufen: "Tu das, aber komm bloß nicht wieder!" "Lachen Weinen Tanzen" ist wie Matthias Schweighöfers Filme: Nett, aber auch schnell wieder vergessen.

Tinariwen: "Elwan"
Tinariwen - das heißt in der Sprache der Tuareq soviel wie "leerer Ort" und ist eine Anspielung auf den kargen Lebensraum des Wüstenvolks, die West-Sahara. Tinariwen sind aber auch eine der erfolgreichsten Bands der sogenannten Weltmusik: Ihr Album "Tassili" wurde 2012 mit dem Grammy für die beste "World Music"-Veröffentlichung des Jahres ausgezeichnet. Mit "Elwan" veröffentlicht das Kollektiv aus Mali nun sein siebtes Studio-Album.
Stilistisch bewegen sich Tinariwen auch im 38ten Jahr ihrer Bandkarriere zwischen den traditionellen Klängen der Tuareq und dem Rock und Blues westlicher Prägung. Die "call and response"-artigen Chorgesänge, die meditativen Grooves und angezerrten Gitarren sind die Basis, auf denen die wechselnden Sänger ihre Erzählungen von der Schönheit der Wüste und den Kämpfen des Tuareq-Volkes aufbauen. Für Kenner und Fans dürfte "Elwan" nicht viel Neues bieten. Für alle anderen ist das Album eine Einladung: In eine musikalische Welt, die auch nach fast vier Jahrzehnten Bandgeschichte nichts von ihrer Magie verloren hat.
Sinkane: "Live & Livin' It"
Unter dem Namen "Sinkane" macht der sudanesisch-amerikanische Sänger und Multiinstrumentalist Ahmed Gallab seit fünf Jahren Musik, die sich sämtlichen Genre-Bezeichnungen entzieht. Afro-Beat, sudanesischer Pop, Indie-Rock blitzen in den Stücken des 36-Jährigen auf. "Live & Livin' It", so heißt Sinkanes drittes Album - eine Hommage an den politischen Funk und Reggae der Siebziger.
Funkadelic und Bob Marley – das sind Ahmed Gallabs musikalische Referenzen; Künstler, die in den 1970er Jahren tanzbare Musik mit gesellschaftskritischer Botschaft verbanden. "An meine Brüder und Schwestern, die leiden; ich sage euch: "Kulu Shi Tamaam"" singt Sinkane in der ersten Single. "Kulu Shi Tamaam" heißt auf Arabisch soviel wie "Alles wird gut" und könnte eine Botschaft an Gallabs kriegsgebeuteltes Heimatvolk, die Sudanesen sein. Mit "Live & Livin‘ It" hat Sinkane, selbst Sohn politischer Flüchtlinge, ein modernes "Global Pop"-Album aufgenommen. Genau das Richtige für diese Zeit der Einreise-Verbote in den USA und des zunehmenden Nationalismus in Europa.
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