Neue Alben

Das muss man gehört haben - oder auch nicht

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Die "Asian Dub Foundation" sollte man am besten live genießen, meint Vincent Neumann. © picture alliance / dpa / Balazs Mohai
Von Vincent Neumann · 10.07.2015
Empfohlen werden "In Another Life" des US-Amerikaners Bilal. Außerdem "More Signal More Noise" von Asian Dub - ein politisches Album, das man am besten live genießen sollte. Das Tribute-Album "Nina Revisited" könne man sich anhören - das Original sei jedoch unschlagbar.
Bilal - "In Another Life"
Ich gebe zu: Ich mag die Soul-Barden von heute, die den alten Sound der 60er-Jahre so authentisch wie möglich wiederaufleben lassen. Aber man muss auch ehrlich sagen: So richtig originell ist die Nummer halt nicht, und deshalb freut man sich umso mehr über einen mittlerweile gestandenen Vertreter des Neo-Soul, der auf seinem aktuellen Album neue Wege beschreitet: Denn eigentlich hat "In Another Life" - so heißt die neue Platte des US-Amerikaners Bilal - mit dem klassischen Soul nicht mehr viel zu tun.
Das liegt zum einen an seiner speziellen, in Jazz- und Operngesang geschulten Stimme. Ganz bewusst öffnet sich der 35-Jährige aber auch für Einflüsse aus Bossa, Boogie und HipHop, mit Gastauftritten von Genre-Größen wie zum Beispiel Kendrick Lamar.
Das ist im Ergebnis modern, innovativ und so unverwechselbar, wie es ein Leon Bridges mit all seinem Retro-Equipment und künstlichem Garagensound niemals sein wird.
Asian Dub Foundation - "More Signal More Noise"
Diese Band "politisch" zu nennen, wäre wohl eine maßlose Untertreibung: Die "Asian Dub Foundation" ist zurück mit "More Signal More Noise" - nicht nur was den Titel angeht eine Steigerung gegenüber ihrem Vorgängeralbum "The Signal And The Noise". Innerhalb von nur einer Woche haben die Briten elf Songs voller unmissverständlicher politischer Statements aufgenommen und abgemischt. Grüße gehen zum Beispiel an Syriens Machthaber.
Musikalisch wildert das Kollektiv ungeniert in allen Genres von Punk Rock bis Reggea und Dub, angespornt von der Rückkehr zahlreicher ehemaliger Mitglieder, verstärkt von einem Flötisten und getrieben von einer solch ungezügelten Energie, das sie auf dem Album kaum Platz findet.
Die "Asian Dub Foundation" und ihr neues Projekt "More Signal More Noise" sollte man deshalb am besten live genießen.
Nina Revisited – A Tribute To Nina Simone"
Es ist eine schöne Geste für eine lange Zeit vernachlässigte Musik-Legende: Erst feierte der Dokumentarfilm "What happened, Miss Simone?" auf der diesjährigen Berlinale seine Premiere, jetzt erscheint ein Tribute-Album für die große Nina Simone, auf dem sich zahlreiche bekannte Namen die Ehre geben.
Auf manche – wie R 'n' B-Protz Usher - hätte ich in diesem Zusammenhang gut verzichten können, anderen Sängern hört man dagegen gerne zu, wie sie sich an Nina Simone-Klassikern wie "Sinnerman" versuchen - jemandem wie Gregory Porter zum Beispiel.
Die Jazzsängerin Nina Simone
Die Jazzsängerin Nina Simone© picture alliance / dpa
Auch Töchterlein Lisa Simone überrascht mit einer durchaus hübschen Stimme; doch die Einzige, die mit all ihren Ecken und Kanten auch nur annähernd mit Nina Simone mithalten kann, ist Lauryn Hill - kein Zufall also, das allein sie sechs Songs für dieses Album beigesteuert hat.
Man kann und sollte sich "Nina Revisited – A Tribute to Nina Simone" guten Gewissens anhören - erwähnte Ausnahme beachtend. Es ist gut gemeint und hat schöne Momente. Aber letztendlich gibt es eigentlich keinen Grund, warum man nicht doch lieber ein Original-Album der Grande Dame einlegen sollte.
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