Neue Alben

Bodenständiger Blues-Rock von Gary Hoey

Der US-amerikanische Musiker Gary Hoey spielt bei einem Auftritt in Los Angeles im August 2010 auf einer E-Gitarre und trägt eine Sonnenbrille.
Der US-amerikanische Musiker Gary Hoey bei einem Auftritt in Los Angeles im August 2010 © imago/ZUMA Press
Von Uwe Wohlmacher · 29.07.2016
Er gilt als einer der hundert besten Gitarristen der Welt: Auf "Dust & Bones" spielt Gary Hoey kraftvollen und virtuosen Blues-Rock - zwar nicht innovativ, aber zeitlos. Das Londoner Trio Beaty Heart braut auf "Till The Tomb" eine flirrende, aber auch verwirrende Musik zusammen.

JaKönigJa: "Emanzipation im Wald"

Acht Jahre hatte man von Ebba und Jakobus Durstewitz und Marco Dreckkötter unter ihrem Bandnamen JaKönigJa nichts mehr gehört. Nun erscheint mit "Emanzipation im Wald" das sechste Album in über 20 Jahren, als eine Art Ansprache an die Natur, nachdem die Protagonisten die Großstadt Hamburg verlassen und aufs Land gezogen waren. Zu hören sind Mandolinen, Posaunen, halb-akustische Gitarren, Klavier, Cello, kleine Percussion - also ein eher folkig wirkendes Instrumentarium, mit dem eine ruhig dahinfließende und leichtfüßige Musik entsteht. Und die erinnert an Burt Bacharach, die Beach Boys, vielleicht auch an den legendären Van Dyke Parks, der überdies ein großer Fan der Band ist.
Dazu durchweht ein Hauch südamerikanisches Flair den Sound, zu dem Texte über Verunsicherung, Neuorientierung und die Suche nach dem Glück in der Natur ein wenig verwirrend klingen. Vielleicht der Grund für die Stadtflucht. Insgesamt sehr schöne, zeitlose Musik, die nicht, wie man glauben könnte, im sonnigen Kalifornien, sondern in Norddeutschland entstanden ist.

Gary Hoey: "Dust & Bones"

Im besten Sinne zeitlos kann man auch die Musik von Gary Hoey bezeichnen, der auf "Dust & Bones" bodenständigen Blues-Rock vorstellt. Entdeckt wurde der US-Amerikaner 1987 von Black Sabbath-Legende Ozzy Osbourne, der ihn zum Vorspiel nach L.A. einlud. Dort gründete Hoey alsbald eine eigene Hard-Rock-Band, landete dann aber, nach Surfsound und verrockten Weihnachtsliedern, vor einigen Jahren beim Blues. Den spielt er kraftvoll, virtuos und mit viel Verve in der Tradition von Kollegen wie Johnny Winter, Robin Trower oder dem musikalisch ähnlich gelagerten Joe Bonamassa.
Das klingt zwar weder innovativ, noch zukunftsweisend, aber dennoch zeitgemäß - weil es Gary Hoey gelingt, die Erfahrungen seiner vorherigen, in den USA sehr erfolgreichen Platten mit einfließen zu lassen. Und immerhin gilt Hoey als einer der hundert besten Gitarristen der Welt. Und das kann man auf seinem neuen Album "Dust & Bones" heraushören.

Beaty Heart: "Till The Tomb"

"Till The Tomb" heißt das neue Album des Londoner Trios Beaty Heart, das sich musikalisch nahtlos in die Reihe namenhafter Musiker und Bands wie Animal Collective oder Vampire Weekend einreiht, die mit Pop, Electro und Psychedelic eine flirrende und verwirrende Musik zusammenbrauen. Auch bei ihrem zweiten Album liegt der Fokus auf Schlagzeug und Percussion, was keine Überraschung ist, weil zwei von drei Mitgliedern Schlagzeug spielen.
Dennoch wird man auf "Till The Tomb" nicht mit harten Beats überfordert. Stattdessen gehen die Musiker sehr behutsam, ja fast vorsichtig mit ihrem Instrumentarium um, dessen Klänge mit warmen und stets sparsamen Electronics unterlegt werden. Die Texte der zehn Songs sind nach eigener Aussage eine Reaktion auf die Erwartungshaltung der Fans und ganz allgemein der Gesellschaft, mit der die Musiker die Realität in Relation zu ihrer Musik bringen möchten. Vielleicht ein wenig zu verkopft, aber schon allein die fluffige und leichte Musik von Beaty Heart lohnt die Aufmerksamkeit.
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