Neue Alben

Beth Ditto endgültig in der ersten Reihe röhrender Diven

Die US-amerikanische Sängerin Beth Ditto während eines Konzertes
Die US-amerikanische Sängerin Beth Ditto will mit "Fake sugar" "music for moms" machen. © dpa picture alliance / Tobias Schwarz/ afp Pool
Von Martin Risel · 16.06.2017
Unter den neuen Alben der Woche sticht Beth Ditto mit "Fake sugar" hervor. Ihr Solo-Debut bringt ihre ausdrucksstarke Stimme deutlich hervor. Aber auch Alison Moyet und Fredda haben neue Werke herausgebracht.
Ihr erstes Solo-Album hat Beth Ditto "Fake sugar" genannt. Und auch wenn die so schwergewichtige wie schwer bedeutende Sängerin der aufgelösten Band Gossip sicher viel echten oder falschen Zucker genossen hat - um Gewicht und Gender soll es hier mal nicht gehen. Sondern um Stimmen, drei weibliche heute.
Mit Stimme ist Beth Ditto reichlich gesegnet - in Umfang, Ausdruckskraft und Energielevel. Ihr Solo-Debut bringt das noch deutlicher hervor - und sie endgültig in die erste Reihe der röhrenden Diven.
Für ihre 'music for moms', wie es die 36-jährige Noch-nicht-Mutter nennt, hat sie sich von der Punk-Attitüde verabschiedet. Und ein fast zu perfekt produziertes Disko-Pop-Werk abgeliefert, das gleichzeitig internationale Charts, queere Seelen und Mutter-Herzen erobern wird.

Alison Moyets "Other" überzeugt nicht

Alison Moyet während eines Konzertes
Alison Moyet während eines Konzertes© imago/Landmark Media
Alison Moyet hat einst die Mütter einer Generation zuvor begeistert - und nicht nur die. Welthits in den 80ern, allein oder mit Yazoo.
Ich fand schon immer ihre Balladen stärker. So auch auf ihrem neuen Album "Other". Da gehören sie zu den halbwegs erträglichen Zutaten in einem ansonsten faden Brei aus halbgar gekochtem Elektropop. Den würde keine Mutter ihrem Kind anbieten.
Und auch die mit Alison Moyet gealterten Mütter müssen erkennen: Die Stimme der 55-Jährigen ist nicht mehr die alte, es fehlt an Strahlkraft und Tiefgang. Dabei kann man auch mit einer flacheren Stimme überzeugen.

"Land" von Fredda leichtfüßig, aber mit Tiefgang

Die Stimme von Fredda strahlt oder röhrt nicht, sondern umschmeichelt mit zartem Understatement die Seele. "Land" heißt das neue Album der französischen Sängerin ganz bewusst: Das dreisprachige Wort bezeichnet gerade im Französischen eine durch den Menschen definierte Gegend. Und durch solche Begriffe sind die aktuellen Migrationsströme erst definierbar.
Zuhause ist die 47-Jährige aus den Vogesen in verschiedenen Kulturen: Einige der schlicht-schönen Chansons von Fredda basieren auf Gedichten in japanischer Haiku-Form, ihr Klangbild ist von Arizonas weiter Wüstenlandschaft geprägt.
Daraus wird ein leichtfüßiges Album mit Tiefgang für die Mütter, die unterwegs im Sommerwind eine charmante Begleitung oder mal einen Hort der Ruhe brauchen.
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