Neue Akzente
Das Jüdische Museum Berlin versteht sich nicht als klassisches Museum - von Beginn an spielten die pädagogische Arbeit und Diskussionsforen zu aktuellen Themen eine wichtige Rolle. Diese Schwerpunkte sollen in Zukunft unter dem Namen "Akademie des Jüdischen Museums" ausgeweitet und unter einem neuen Dach gebündelt werden.
Kugelmann: "In Zukunft wird dieses Gebäude unsere Bibliothek, die museumspädagogische Abteilung und Archiv beherbergen."
Sagt Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin, über das neue Akademiegebäude an der Lindenstraße in Kreuzberg. Der Architekt Daniel Libeskind hat die ehemalige Blumengroßmarkthalle vis-à-vis dem Jüdischen Museum für knapp zwölf Millionen Euro umgebaut und drei große Kuben im Innern der riesigen Halle errichten lassen, mit den für Libeskind typischen schrägen, fensterlosen Wänden. Der Bau trägt den Namen von Eric F. Ross, einem großzügigen Spender des Museums aus den USA.
Bibliothek, Archiv und museumspädagogische Abteilung des Jüdischen Museums existieren zwar schon seit Langem, aber unter räumlich zunehmend erschwerten Bedingungen.
Kugelmann: "Ein Bereich, der leider hier nie viel Platz hatte, nämlich die Museumspädagogik, die keine eigenen Räume hatte, und Bibliothek und Archiv sind dann frei von außen zugänglich. Bis jetzt musste man diese Abteilung über die Verwaltungsetage erreichen."
Größere Räumlichkeiten waren auch deshalb dringend notwendig, weil die Bestände von Archiv und Bibliothek in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen sind. Die Bibliothek umfasst inzwischen mehr als 70.000 Medien, die Archivbestände haben sich seit der Eröffnung des Jüdischen Museums im Jahr 2001 mehr als verdoppelt.
Kugelmann: "Unser Archivleiter fährt durch die Welt und besucht Emigranten aus Hitler-Deutschland und sichtet Nachlässe. Und das, was man uns gibt und schenkt, das wird dann nach Berlin gebracht. Auf diese Weise entstand und entsteht hier ein Gedächtnis-Archiv des deutschen Judentums aus der Zeit von 1933 bzw. bis 1941."
Die neuen Räume geben dem Jüdischen Museum nicht nur die Gelegenheit, sich dem Publikum stärker zu öffnen, sondern auch die inhaltliche Arbeit zu erweitern. Man wolle neue Akzente setzen, so Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums:
"Und zwar auf die allgemeine, für die ganze Bundesrepublik wichtige Frage, wie ein Land im 21. Jahrhundert mit einer sehr gemischten Bevölkerung friedlich zusammenlebt und nationale Ziele erreicht. Gerade in den letzten Tagen hat man wieder in der Zeitung Neues darüber gelesen, dass die Eingliederung von neuen Bürgern in eine Gesellschaft nicht leicht und von selbst geschieht, dass doch eine beträchtliche Anzahl von Bürgern alle möglichen Vorurteile gegen Einwanderer haben."
Aus der Selbstbeschreibung als Minderheit leiten die Verantwortlichen des Jüdischen Museums die Ausrichtung der Akademie ab: Wie lässt sich die historische Erfahrung der Diskriminierung und Ausgrenzung von Juden im 19. und 20. Jahrhundert nutzbar machen für aktuelle Debatten zur Migrations-und Integrationspolitik? Wie sind kulturelle Identitäten und religiöse Traditionen von Zuwanderern zu bewahren, wo stoßen sie in ihrer neuen Heimat auf Unverständnis und Vorurteile? Erfahrungen, die in jüngster Zeit auch jüdische Immigranten aus Osteuropa machen.
Blumenthal: "Das Jüdische Museum, das sich mit jüdischer Geschichte, mit dem Zusammenleben der jüdischen Minderheit seit Hunderten von Jahren beschäftigt, in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart, wir sind sehr interessiert daran, wie haben sich die Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, wie haben die sich eingelebt? Was gab’s da für Probleme, wie sind die gelöst worden? Wie hätten sie besser gelöst werden können?"
Die neuen Räume der Akademie bieten nun genügend Platz für ein umfangreiches Bildungsangebot mit Schülerworkshops, Projekttagen, Lehrerfortbildungen und Begegnungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen.
Trotz der erweiterten Aufgaben der Akademie will das Jüdische Museum seine eigentliche Arbeit nicht vernachlässigen, nämlich Ausstellungen und Dokumentationen zu präsentieren. Gleichwohl sieht sich Michael Blumenthal mit dem Vorwurf konfrontiert, es sei nicht Anliegen eines jüdischen Museums, sich intensiv mit Problemen der Migration und Integration zu beschäftigen.
Blumenthal: "Ab und zu werde ich gefragt, was hat das mit dem Jüdischen Museum zu tun? Als Museum ist es wahrscheinlich für Deutschland etwas Neues. Und ich glaube, es ist auch verhältnismäßig ungewöhnlich, was wir da machen in diesem Land. Aber ich glaube, es ist wichtig, und wir haben schon alles Mögliche gemacht. Dies Museum ist bekannt dafür, dass es ungewöhnliche Sachen macht, das ist nicht schlecht."
Sagt Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin, über das neue Akademiegebäude an der Lindenstraße in Kreuzberg. Der Architekt Daniel Libeskind hat die ehemalige Blumengroßmarkthalle vis-à-vis dem Jüdischen Museum für knapp zwölf Millionen Euro umgebaut und drei große Kuben im Innern der riesigen Halle errichten lassen, mit den für Libeskind typischen schrägen, fensterlosen Wänden. Der Bau trägt den Namen von Eric F. Ross, einem großzügigen Spender des Museums aus den USA.
Bibliothek, Archiv und museumspädagogische Abteilung des Jüdischen Museums existieren zwar schon seit Langem, aber unter räumlich zunehmend erschwerten Bedingungen.
Kugelmann: "Ein Bereich, der leider hier nie viel Platz hatte, nämlich die Museumspädagogik, die keine eigenen Räume hatte, und Bibliothek und Archiv sind dann frei von außen zugänglich. Bis jetzt musste man diese Abteilung über die Verwaltungsetage erreichen."
Größere Räumlichkeiten waren auch deshalb dringend notwendig, weil die Bestände von Archiv und Bibliothek in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen sind. Die Bibliothek umfasst inzwischen mehr als 70.000 Medien, die Archivbestände haben sich seit der Eröffnung des Jüdischen Museums im Jahr 2001 mehr als verdoppelt.
Kugelmann: "Unser Archivleiter fährt durch die Welt und besucht Emigranten aus Hitler-Deutschland und sichtet Nachlässe. Und das, was man uns gibt und schenkt, das wird dann nach Berlin gebracht. Auf diese Weise entstand und entsteht hier ein Gedächtnis-Archiv des deutschen Judentums aus der Zeit von 1933 bzw. bis 1941."
Die neuen Räume geben dem Jüdischen Museum nicht nur die Gelegenheit, sich dem Publikum stärker zu öffnen, sondern auch die inhaltliche Arbeit zu erweitern. Man wolle neue Akzente setzen, so Michael Blumenthal, Direktor des Jüdischen Museums:
"Und zwar auf die allgemeine, für die ganze Bundesrepublik wichtige Frage, wie ein Land im 21. Jahrhundert mit einer sehr gemischten Bevölkerung friedlich zusammenlebt und nationale Ziele erreicht. Gerade in den letzten Tagen hat man wieder in der Zeitung Neues darüber gelesen, dass die Eingliederung von neuen Bürgern in eine Gesellschaft nicht leicht und von selbst geschieht, dass doch eine beträchtliche Anzahl von Bürgern alle möglichen Vorurteile gegen Einwanderer haben."
Aus der Selbstbeschreibung als Minderheit leiten die Verantwortlichen des Jüdischen Museums die Ausrichtung der Akademie ab: Wie lässt sich die historische Erfahrung der Diskriminierung und Ausgrenzung von Juden im 19. und 20. Jahrhundert nutzbar machen für aktuelle Debatten zur Migrations-und Integrationspolitik? Wie sind kulturelle Identitäten und religiöse Traditionen von Zuwanderern zu bewahren, wo stoßen sie in ihrer neuen Heimat auf Unverständnis und Vorurteile? Erfahrungen, die in jüngster Zeit auch jüdische Immigranten aus Osteuropa machen.
Blumenthal: "Das Jüdische Museum, das sich mit jüdischer Geschichte, mit dem Zusammenleben der jüdischen Minderheit seit Hunderten von Jahren beschäftigt, in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart, wir sind sehr interessiert daran, wie haben sich die Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, wie haben die sich eingelebt? Was gab’s da für Probleme, wie sind die gelöst worden? Wie hätten sie besser gelöst werden können?"
Die neuen Räume der Akademie bieten nun genügend Platz für ein umfangreiches Bildungsangebot mit Schülerworkshops, Projekttagen, Lehrerfortbildungen und Begegnungen zwischen Angehörigen unterschiedlicher Religionen.
Trotz der erweiterten Aufgaben der Akademie will das Jüdische Museum seine eigentliche Arbeit nicht vernachlässigen, nämlich Ausstellungen und Dokumentationen zu präsentieren. Gleichwohl sieht sich Michael Blumenthal mit dem Vorwurf konfrontiert, es sei nicht Anliegen eines jüdischen Museums, sich intensiv mit Problemen der Migration und Integration zu beschäftigen.
Blumenthal: "Ab und zu werde ich gefragt, was hat das mit dem Jüdischen Museum zu tun? Als Museum ist es wahrscheinlich für Deutschland etwas Neues. Und ich glaube, es ist auch verhältnismäßig ungewöhnlich, was wir da machen in diesem Land. Aber ich glaube, es ist wichtig, und wir haben schon alles Mögliche gemacht. Dies Museum ist bekannt dafür, dass es ungewöhnliche Sachen macht, das ist nicht schlecht."