Neubauer und Repenning: "Vom Ende der Klimakrise"

Klimakampf statt Weltuntergang

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Cover des Buchs "Vom Ende der Klimakrise" vor orangem Hintergrund.
"Fangt an zu träumen, fragt nach dem wirklich lebenswerten Leben", fordern Luisa Neubauer und Alexander Repenning in "Vom Ende der Klimakrise". © Tropen Verlag / Deutschlandradio
Von Susanne Billig · 16.10.2019
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"Fridays for Future" hat jetzt ein Manifest: Die Aktivistin Luisa Neubauer und der Politökonom Alexander Repenning haben ein Buch zur Klimakrise geschrieben. "Organisiert euch", fordern sie - und machen Lust, für den Klimaschutz zu kämpfen.
"Possibilisten" sehen die Zukunft weder rosig noch düster. Realistisch konzentrieren sie sich auf Handlungsspielräume, um Positives dort zu bewirken, wo es möglich ist. Auf dieser Haltung basiere "Vom Ende der Klimakrise", erklären Luisa Neubauer und Alexander Repenning am Anfang ihres Buches. "Was uns antreibt, ist nicht der Glaube, dass alles gut wird, sondern die Überzeugung, dass die Katastrophe nicht unausweichlich und viel Gutes noch machbar ist."
Bisweilen wütend, meist jedoch nüchtern, reflektiert, informiert und von vielen Jahren aktiver Klimaschutzarbeit spürbar debattengestählt führen Autorin und Autor in das Ausmaß der sich anbahnenden Katastrophe ein, zeichnen ein komplexes Bild der Herausforderungen und Lösungswege, indem sie von der Geschlechtergerechtigkeit bis zur globalen Armutsforschung immer auch politische und sozialwissenschaftliche Aspekte einbinden, zeigen sich hart in der Sache und in ihrer Kritik, skizzieren aber auch Visionen so überzeugend, dass die Lektüre Hoffnung und Handlungslust macht.

Gemeinsam Druck machen

"Informiert euch", rufen Luisa Neubauer und Alexander Repenning Leserinnen und Lesern gleich welcher Altersgruppe zu, "organisiert euch, fangt an zu träumen, fragt nach dem wirklich lebenswerten Leben und habt keine Angst davor, Privilegien aufzugeben." Vor allem aber gelte es, politisch zu denken. Gebetsmühlenartig werde sie nach jeder Podiumsdiskussion gefragt, was denn nun der Einzelne für den Klimaschutz tun könne. "Ja", entgegnet Luisa Neubauer dann, "ein ökologisches Leben kann großartig sein und Spaß machen. Ich ermutige alle, es auszuprobieren. Aber entscheidend ist, dass gemeinsam Druck aufgebaut wird, die Strukturen zu verändern."
Neu ist die Klimapolitik als Buchthema nicht – und das ist ein Problem in einer Welt, die sich medial so intensiv von der Gier auf den Schlagzeilenquicky ernährt. Autorin und Autor sind sich dessen bewusst und wählen einen erzählenden Stil, flechten viele persönliche Erfahrungen und Begegnungen ein, was es leicht macht, ihren Stimmen, die teils gemeinsam, teils im Wechsel sprechen, durch das Buch zu folgen. Ein ganzes Kapitel widmen sie außerdem der Klimakommunikation und fordern mehr Professionalität. Warum, so fragen sie, gibt es spezialisierte Sportreporter, aber kein Pendant für die Klimaberichterstattung?

Ciao, Braunkohle

Wer mit Greta fremdelt, aus welchen vertretbaren und weniger vertretbaren Gründen auch immer, kann sich mit diesem Buch davon überzeugen: Die Aktivistinnen und Aktivisten der Bewegung "Fridays for Future" wissen, was sie tun und warum sie es tun. Die Verhältnisse kehren sich um. Während die einen meinen, man könne noch jahrzehntelang Braunkohle verbrennen, beheimaten sich ökologische Weitsicht und Vernunft bei jungen Menschen. Die Absurdität der klimatischen Weltlage als Ausfluss eines mit Füßen getretenen Generationenvertrags – hier wird sie mit Händen greifbar. "Wir fordern", heißt es in einer Passage, "dass sich unsere Eltern – zumindest grundsätzlich – an Regeln halten. An Regeln, die sie selbst aufgestellt haben, an Klimaziele und internationale Verträge."

Luisa Neubauer und Alexander Repenning: "Vom Ende der Klimakrise – Eine Geschichte unserer Zukunft"
Tropen Verlag, Berlin 2019
304 Seiten, 18 Euro

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