"Wiener Dog" - ein Episodenfilm von Todd Solondz
USA 2016, 90 Minuten
Mit: Geta Gerwig, Danny DeVito, Ellen Burstyn, Julie Delpy
Ein Dackel auf Roadtrip
Regisseur Todd Solondz wirft gern einen bitterböse-sarkastischen Blick auf die amerikanischen Vororte. So auch in "Wiener Dog", in der er kleine Risse und riesengroße Abgründe hinter adretten Mittelklasse-Fassaden ausleuchtet - erzählt anhand eines Dackels.
Allzu gerne schaut sich das American Independent Kino an den so genannten Rändern der USA um, stellt Outlaws, Außenseiter oder Einzelgänger ins Zentrum seiner Geschichten. Auch Todd Solondz erkundet stets die Vororte mit ihren gepflegten Gärtchen und Shopping-Centern, doch geht es ihm um das Lebensgefühl der Mittelklasse, um die kleinen Risse und großen Abgründe hinter der adretten Fassade.
In seinem neuen Film schickt er den Titel gebenden Kurzhaardackel auf einen Roadtrip durch verschiedene Lebensformen, das Tier wird zum besten Freund eines wohl behüteten Einzelkindes, dann nimmt sich eine verschrobene Tierpflegerin seiner an, bevor er in die Hände eines desillusionierten Filmprofessors gerät und am Ende auf dem Schoss einer exzentrischen Rentnerin landet.
Nur sehr stoisch reagiert der Hund
Der Dackel bellt kaum, selten wedelt sein Schwanz. Er wird "Kacka" oder "Krebs" gerufen. Stoisch reagiert das Tier auf die unterschiedlichen Gefühle, die ihm entgegen gebracht werden. Und mit dem Dackel lernt der Zuschauer die Neurosen, Einsamkeiten und verborgenen Sehnsüchte einer Klasse kennen, die sich nach außen immer perfekt und aufgeräumt gibt.
Todd Solondzs Blick mag bitterböse sein, doch führt er seine Figuren niemals vor. Es ist ihr selbst gewählter Lebensstil, der sie zu dankbaren Opfern sarkastischer Beobachtungen macht.
