Neu im Kino: "Self/less"

Ein gewöhnlicher Radau-Krimi

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Der indische Filmregisseur Tarsem Singh © picture alliance / dpa / Horst Galuschka
Von Hans-Ulrich Pönack · 19.08.2015
Der indisch-stämmige Regisseur Tarsem Singh gilt als Talent im kreativen Hollywood-Business-Zirkel, aufgefallen zuletzt auch durch seine Märchen-Adaption "Spieglein, Spieglein". Mit "Self/less" bedient er gepflegten Spannungsstandard in Sachen Mystery.
Sir Ben Kingsley tritt als milliardenschwerer Industrieller Damian Hayes in den Ring. Damien ist kein Edel-Gauner, der sich seinen Reichtum durch irgendwelche verbrecherischen Winkelzüge erworben hat, nein, ganz im Gegenteil, Hayes ist stets ein kluger Kopf gewesen, der es geschafft hat, aufgrund seiner außergewöhnlichen Intelligenz groß aufzusteigen. Doch das Alter signalisiert ihm Endlichkeit , er erkrankt an Krebs. Und hier beginnt der eigentliche faszinierende Gedankengang: Es ist doch außerordentlich schade, wenn ein noch hoch-funktionierender Spitzen-Geist deshalb "aufgeben" muss, weil der Körper nicht mehr "mitmacht".
Ein Institut, ein Professor Albright (Matthew Goode) und sein neues, sündhaft teures, radikales medizinisches Verfahren. Es ist also nur für Auserwählte, wie Damian. Mehr Lebenszeit zu bekommen, mit dem eigenen klugen Kopf und "darunter" - einem neuen gesunden Körper. So lautet das medizinische Versprechen. Der Hokuspokus wird installiert, und aus Sir Ben Kingsley wird Strahlemann Ryan Reynolds als nun Damian Junior, sozusagen, der ständig bestimmte rote Pillen nehmen muss, um die unangenehmen Alptraum-Nebenwirkungen zu verscheuchen.
Wir ahnen, es gibt Unannehmlichkeiten und zwar als Junior sich den Tagespillen verweigert ,sich auf die Suche nach seinem Körper-Woher begibt und auf eine völlig verblüffte Witwe und eine begeisterte kleine Tochter stößt, was natürlich der Chefetage des Unternehmens überhaupt nicht gefällt. Und weil Junior Damian "bockig" bleibt, entwickelt sich die Chose zum Verfolgungs- und Baller-Tammtamm. Plötzlich erweisen sich Dottore Albright & Konsorten als schäbige Gangster. Die nur ihre Pfründe zu sichern beabsichtigen. Mit allen gemeinen, brutalen Mitteln. Mittendrin: Der „zweigeteilte" Damian Hayes.
Eine Stunde besteht Interesse an diesem durchaus packenden phantastischen Menschheitsthema. Dann aber geht die gedankliche wie emotionale Wirkung flöten, wenn "Self/Less" nur noch eine gewöhnliche Art von Radau-Krimi mit den üblichen Zutaten wird. Schade.

"Self/less - Der Fremde in mir" von Tarsem Singh, USA 2013/2014; 117 Minuten

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