Schneiderin der Träume (2018)
Regie: Rohena Gera
Indien, Frankreich
Mit: Tillotama Shome, Vivek Gomber, Geetanjali Kulkarni
FSK 0
Verbotene Liebe
Ein junges Dienstmädchen und ein Mann aus der Oberschicht können in Indien nicht einfach ein Paar werden. Die Regisseurin Rohena Gera hat einen Liebesfilm gedreht, der von einer streng hierarchisierten Gesellschaft erzählt.
Worum geht es?
Raina ist eine junge Witwe aus der Provinz, die beschließt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie geht nach Mumbai, arbeitet als Dienstmädchen für Ashwin, einen jungen Mann aus der indischen Oberschicht. Sie bittet ihn, neben der Arbeit im Haushalt das Schneiderhandwerk erlernen zu dürfen. Sie möchte Modedesignerin werden.
Auch Ashwin hat seine Träume. Er hat lange in New York gelebt, lässt zum Entsetzen seiner Familie die geplante Hochzeit platzen, weil er keine wahren Gefühle für die Braut hegt. Er probiert sich als Schriftsteller. Raina und Ashwin entdecken mehr und mehr ihre Seelenverwandtschaft - und nicht nur das.
Was ist das Besondere an dem Film?
Raina ist immer in Bewegung, weil sie etwas in ihrem Leben bewegen möchte. Sie eilt zu ihrem Schneiderlehrmeister, sie sucht Stoffe aus, probiert sich in gewagten Farbkompositionen. Sie räumt Ashwins großzügiges Loft auf, wird eine immer bessere Köchin, kocht ihm seine Lieblingsgerichte.
Sie bekommt mit, dass der junge Mann zur Melancholie neigt, in einer Art goldenem Käfig lebt und lediglich Zuschauer seines Lebens ist. Aber einen Austausch, eine nähere Kontaktaufnahme verbietet das rigide indische Kastensystem, das wie ein ungebetener Gast und Sittenwächter die Wohnung in Besitz genommen hat.
Verstohlen werfen sich die beiden Blicke zu, reden nur leise miteinander, weil sie nicht gegen die Konvention verstoßen wollen. Das Verständnis füreinander braucht keine große Worte oder Gesten, dennoch werden die zarten Gefühle, die die beiden füreinander zu empfinden beginnen, immer wieder in ihren Schranken gewiesen.
Bewertung:
Dieser Film hat eine schöne Energie, weil er von einer jungen Frau erzählt, die versucht, ihre Träume zu leben, in die Tat umzusetzen. Die Energie von Raina steckt nicht nur Ashwin an, sondern ihre ganze Umgebung. Sie findet sich auch in den kräftigen und schönen Farben des Films wieder, in seiner dynamischen Montage.
Doch nur an der Oberfläche bekommt man es mit einem so genannten Feel-Good-Movie zu tun. Die Kamera registriert präzise, ohne dabei jemals aufdringlich zu werden, auch die zartesten Gefühlsregungen. Ein Mann, eine Frau und eine Wohnung über den Dächern von Mumbai werden in diesem Regiedebüt zum Mikrokosmos einer streng hierarchisierten Gesellschaft.