Neu im Kino

Rührseliges Melodrama

Naomi Watts als Lady Di in einer Szene des Films "Diana" von Oliver Hirschbiegel
Naomi Watts als Lady Di in einer Szene des Films „Diana“ © picture alliance / dpa / Concorde Filmverleih
Von Hannelore Heider |
Mit Erfolg wird Naomi Watts in „Diana“ zwar zur detailgetreuen Kopie der Princess of Wales. Als Biografie bleibt Oliver Hirschbiegels Film ein Witz, weil Anteilnahme und Tiefe auf der Strecke bleiben.
Der Zuschauer staunt nicht schlecht! Nicht der Mann von den berühmten Bootsfotos in kristallblauen Wasser oder dem Überwachungsvideo aus dem Fahrstuhl bei ihrem letzten Gang war die letzte große Liebe von Lady Di, sondern ein dem Normalsterblichen bislang Unbekannter. Dem britisch-pakistanischen Herzchirurgen Dr. Hasnat Khan (Naveen Andrews) kam die Rolle zu, der einsamen, in ihrem Palast auf die Scheidung wartenden, ihrer Söhne beraubten Prinzessin wieder Leben einzuhauchen.
Oliver Hirschbiegel als Regisseur und der Theaterautor Stephen Jeffreys erzählen die letzten beiden Jahre von Lady Di als melodramatische Liebesgeschichte, die ohne den berühmten Namen und ohne die außergewöhnlichen Begleitumstände einfach nur banal und ein Rührstück aus dem Fernsehen wäre. Ein Zufall führt die beiden in einem Londoner Krankenhaus zusammen. Im Gegensatz zu diesem von seinem Beruf geforderten Mann, der im Film sonst völlig blass bleibt, wirft sich Diana ihm förmlich an den Hals. Sie unternimmt alles, um unerkannt mit ihm zusammen zu sein, dient sich sogar seiner Familie in Pakistan an und kann trotz allem nicht verhindern, dass er vor dem Zusammenleben mit der von Papparazzi gejagten, berühmtesten Frau der Welt zurück- schreckt.
Film-Diana ohne Konflikte
Eine Liebesgeschichte von zwei Königskindern, die nicht zusammen kommen können – so einfach hätte man es dann doch nicht erwartet und die Erwartungen waren hoch. Eine Schauspielerin, wenn auch eine so fähige wie Naomi Watts, sollte die Frau verkörpern, von der es Millionen Fotos und Filme gibt. In „Diana“ ist davon kein einziges zu sehen, nicht einmal im Blumenmeer nach ihrem Tod. Auch gibt es keine filmische Darstellung von Prinz Charles oder der Queen, nur die Söhne steigen einmal von einem Flugzeug ins andere.
Damit ist die Film-Diana aber auch ihres Konflikts beraubt, den sie lediglich in Briefen und Gesprächen mit einer Freundin (Geraldine James) beklagen kann. Gelingt nun darüber hinaus auch die Identifikation mit der Darstellerin nicht, ist der Film als Biografie eigentlich ein Witz. Und genau das passiert. Naomi Watts ist trotz erfolgreicher Bemühungen, Körperhaltung, Redefluss etc. von Diana detailgetreu zu kopieren, nicht Lady Di.
Zu sehen ist in oft fotogenauen Arrangements eine von ihrer Berühmtheit Gefangene, die sich einen Mann als Rettungsanker erkor und nur in der Begegnung mit (ebenfalls) leidenden Menschen lebendig wurde. Aber nicht einmal aus dieser eigentlich fatalen psychischen Konstellation kann der Film Erkenntnis oder Tiefe und schon gar keine Anteilnahme gewinnen. Schade.

Großbritannien 2013 – Regie: Oliver Hirschbiegel, Darsteller: Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge, Geraldine James, Juliet Stevenson – 113 Minuten

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