Neu im Kino: "Rückkehr nach Montauk"

Liebe, Reue und Vergänglichkeit

Volker Schlöndorff, Regisseur von "Rückkehr nach Montauk", mit den Darstellern Nina Hoss und Stellan Skarsgård.
In Volker Schlöndorffs "Rückkehr nach Montauk" besuchen Max (Stellan Skarsgård) und Rebecca (Nina Hoss) den Schauplatz ihrer einstigen Liebe. © © Wild Bunch Germany 2017 / Ann Ray
Von Hannelore Heider · 11.05.2017
Ein Schriftsteller kommt nach New York und trifft seine alte Liebe wieder: Volker Schlöndorff bringt Max Frischs Erzählung "Montauk" als Beziehungsdrama auf die Leinwand. Eine erlesene Inszenierung, meint unsere Kritikerin.
Worum geht es?
Volker Schlöndorff hat aus der Erzählung seines Freundes Max Frisch "Montauk" eine eigene Filmgeschichte gemacht, in einer Art Hommage. Der deutsche Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgård) kommt nach New York, um seinen neuen Roman vorzustellen. Darin geht es um eine gescheiterte Liebe, die ihn vor 15 Jahren in dieser Stadt mit der inzwischen erfolgreichen Anwältin Rebecca (Nina Hoss) verband und um eine Rückschau auf sein Leben, in der das Thema Reue einen zentralen Platz einnimmt. Obwohl inzwischen fest liiert mit der Literaturagentin Clara (Susanne Wolf), die sich von dem Zusammensein in New York viel erhofft, ist er die gesamte Zeit auf der Suche nach der Vergangenheit, nach Rebecca und den Gefühlen von damals. Es kommt zu einem Zusammentreffen in Montauk, einem Ort, mit dem sich nicht nur für ihn große Emotionen verbinden.
Was diesen Film besonders macht
Ohne auf das probate Mittel von Rückblenden zurückzugreifen, setzt Schlöndorff auch in der Filmerzählung auf die Kraft der Sprache, die literarische Reflexion. Wenn der Autor Max Zorn bei zwei Buchpräsentationen liest, entsteht vor dem Auge des Zuschauers das emotionale Kraftfeld einer gescheiterten Liebe und das Bedauern, sie verloren zu haben. Gleichwohl verleiht diese literarische Ausdrucksform dem Film eine gewisse Starre und Künstlichkeit. Der Protagonist präsentiert sich in einer Rolle und wird so nicht wirklich lebendig. Dazu kommt die wieder meisterlich gespielte Distanz, die sein Gegenüber, Rebecca, bis fast zum Schluss wahrt.
So haben es auch diese beiden ausgezeichneten Darsteller Stellan Skarsgård und Nina Hoss schwer, die emotionale Anteilnahme des Zuschauers zu erreichen, so wie man es beim klassischen Erzählkino erwartet. Das wird vor allem beim Protagonisten Max Zorn zum Problem, der mit Susanne Wolff als seiner Lebensgefährtin Clara und Isi Laborde als Verlagsfrau Lindsey zwei sehr lebendige, starke Frauen neben sich hat.
Bewertung
Es geschieht selten, aber diesmal ist nicht die originale Fassung des Filmes in englischer Sprache, sondern die deutsche Synchronfassung die sehenswertere Variante. Zum einen, weil die befremdliche Kommunikation der Liebespartner, die beide in der deutschen Sprache ihre Heimat haben, nicht im Englischen stattfindet, was sehr irritiert, sondern auch, weil besonders Nina Hoss in ihrer Muttersprache noch nuanciertere Ausdrucksmöglichkeiten findet. Das erhöht die emotionale Kraft des Filmes auf wunderbare Weise und lässt den Zuschauer die, was Kamera und Musikeinsatz angeht, erlesene Inszenierung genießen.

Rückkehr nach Montauk
Deutschland 2017
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: Stellan Skarsgård, Nina Hoss, Susanne Wolf u.a.
106 Minuten – FSK: frei ab 0