Neu im Kino

Parabel über den Krieg

Der Belgrader Regisseur Srdan Golubovic auf dem Sundance Festival 2013
Der Belgrader Regisseur Srdan Golubovic auf dem Sundance Festival 2013 © picture alliance / dpa / George Frey
Von Anke Leweke · 16.04.2014
In "Circles" werden mehrere Serben von ihrer Vergangenheit im Balkankonflikt eingeholt. Der Film zeigt, welche seelischen Wunden ein Krieg reißen kann und wird zur parabelhaften Reflexion über Schuld, Sühne und Vergebung.
Der Krieg ist vorbei, und er geht dennoch weiter. Nicht nur in den Köpfen, auch in den Handlungen. Oder, um mit dem Titel zu sprechen: "Circles" – man wird vom eigenen Schicksal wieder eingeholt. Srdan Golubovic folgt in drei Handlungssträngen einer Handvoll Menschen, die nicht nur den Verlust einer geliebten Person zu verarbeiten haben, sondern mit dessen Mördern konfrontiert werden.
Zu Beginn tobt noch der Krieg. Der serbische Soldat Marko beobachtet mit seinem Freund Nebojsa, wie drei andere Soldaten einen muslimischen Kioskbesitzer übel zurichten. Gegen den Willen von Nebosja geht Marko dazwischen und wird von den eigenen Kameraden zu Tode geprügelt.Zwölf Jahre später platzen alte Wunden wieder auf, wird die Trauerarbeit der Hinterbliebenen auf eine harte Probe gestellt. Nebosja, der mittlerweile Chirurg ist, soll einen der Mörder von Marko operieren. Der Kioskbesitzer Haris lebt mittlerweile in Deutschland.Eines Tages steht Markos frühere Freundin vor der Tür, sie sucht Schutz vor ihrem prügelnden Ehemann. Und auch Markos Vater findet keine Ruhe, der Sohn eines der Mörder, ein Student, sucht einen Ferienjob bei ihm.
Golubovic urteilt nicht, er beobachtet
Dieser Plot mag überkonstruiert klingen, dennoch gelingt Srdan Golubovic eine eindringliche Versuchsanordnung über moralische und ethische Fragen. Kann man die eigene Wut und Trauer überwinden, um anderen Menschen aus der Not zu helfen? Kann man mit verantwortungsbewusstem Handeln ehemaliges Fehlverhalten wieder gutmachen? Lebt man seine Rachegefühle aus, oder kann man verzeihen? Mit seiner Kamera geht der Regisseur stets einen Schritt zurück, gibt seinen Figuren die Zeit und den Raum, zu sich selbst und zu ihren Gefühlen zu finden. Er urteilt nicht, er beobachtet. "Circles" ist eine konzentrierte Reflexion über Schuld, Sühne und Vergebung, die sich immer von den konkreten Umständen löst und zur universellen Parabel wird.

Circles
Serbien, Kroatien, Deutschland 2013; Regie: Srdan Golubovic; Darsteller Aleksandar Bercek, Leon Lucev, Nebojsa Glogovac; 112 Minuten; ab 12 Jahren