"Neruda"
Chile/Frankreich 2016
Regie: Pablo Larraín
Mit: Luis Gnecco, Gael García Bernal
Länge: 108 Minuten; FSK: frei ab 12
Poetischer Polizeithriller
Mit "Neruda" inszeniert Pablo Larraín kein typisches Biopic über seinen berühmten Landsmann, sondern zeigt ein Katz- und Mausspiel zwischen dem chilenischen Dichter und einem aufstrebenden Polizisten.
Geschichte seines Landes beschäftigt, zuletzt in seinem Film "No!" über eine Volksabstimmung während der Pinochet-Diktatur. Sein neuer Film "Neruda" spielt 1948 und porträtiert den weltberühmten chilenischen Dichter als charismatische Figur im Widerstand gegen die Regierung.
Doch Larraíns Film ist keineswegs ein klassisches Biopic. Vielmehr inszeniert der Regisseur einen poetischen Polizeithriller: Nachdem er den chilenischen Präsidenten Videla wegen seiner amerikafreundlichen Politik und seiner Unterdrückung Andersdenkender kritisiert hat, muss der erklärte Kommunist Pablo Neruda untertauchen. Der junge hochrangige Polizist Peluchonneau (Gael García Bernal) wird zum Jäger des Dichters.
Larraín inszeniert die beiden als komplementäre Figuren: Hier der berühmte Dichter, der sich trotz seines Wohlstands als Volksdichter bezeichnet, dort der als Sohn einer Prostituierten geborene und um Anerkennung ringende Bastard Peluchonneau. Hier der Dichter, der mit seinem Verfolger Katz und Maus spielt, dort der mit einer Mischung aus Bewunderung und Aggression auf den Gejagten blickende Verfolger.
Aber ist Peluchonneau wirklich ein Verfolger? Oder ist er eine von Neruda erschaffene Figur? Mit Rückprojektionen und erzählerischen Sprünge verwischt Larraín zunehmend die Ebenen zwischen biografischer Erzählung, Fantasie und Fiktion.