Neu im Kino

Hochglanz-Biografie eines Modeschöpfers

Pierre Niney als Yves Saint Laurent mit Charlotte Le Bon als seine Muse Victoire Doutreleau
Pierre Niney als Yves Saint Laurent mit Charlotte Le Bon als seine Muse Victoire Doutreleau © Tibo & Anouchka/SquareOne/Universum Film/dpa
Von Anke Leweke · 16.04.2014
Jalil Lesperts Porträt des Modemachers Yves Saint Laurent hat den hochglanzpolierten Look eines Werbemagazins – selbst Drogenexzesse wirken seltsam clean. Die Chance, etwas mit Gehalt über den Künstler zu erzählen, vergibt er.
Und wieder einmal dürfen wir einen Künstler als getriebene, angeschlagene Seele erleben. Wir lernen den jungen Modeschöpfer Yves Saint Laurent als fragilen, lebensuntüchtigen Neurotiker kennen, der nichts anderes möchte, als zu entwerfen, Stoffe auszusuchen, schöne Kostüme für schöne Frauen zu kreieren. In Pierre Bergé findet er seine große Liebe und den nötigen Rückhalt für seine schöpferische Tätigkeit. Diese Beziehung, ihr Auf und Ab, ihre Verwandlung in eine Freundschaft, und die Geschäftsverbindung, die nach den großen Gefühlen bleibt, steht im Mittelpunkt dieses Biopics.
Doch werden Gefühle nicht zwangsläufig intensiver und heftiger, wenn man sie in hochglanzpolierte Bilder verpackt. "YSL" hat den Look eines Werbemagazins, die Aufnahmen von Paris und der Rückzugsort der beiden Liebenden – eine Villa in Marrakesch – dienen lediglich als dekorative Kulisse. Selbst die Drogen und Sex-Exzesse von Yves Saint Laurent wirken seltsam clean. Während sich die Kamera an den eleganten Interieurs nicht sattsehen kann, fragt sich der Zuschauer: Was hat den Regisseur eigentlich an dieser Liebesgeschichte interessiert? Was fasziniert die Figur des Pierre Bergé an diesem Künstler? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dessen Neurosen und dessen Modeschöpfungen? Welche Visionen verfolgte er? Welches Geschlechterbild hatte er im Sinn?
"So kann ich nicht arbeiten"
Diese Themen werden nicht einmal gestreift, genauso wenig gewährt der Film uns einen Einblick in die handwerkliche Seite des Modemachens, geschweige denn in die Machenschaften des Fashionbetriebs. Lauter verschenkte Möglichkeiten! Und bei den Defilees gehen ihm auch noch die filmischen Mittel aus. Die biederen und hilflosen Halbtotalen wissen einfach nicht, wie sie die extravaganten Kreationen von YSL in Szene setzen sollen. In Erinnerung bleibt lediglich ein nervöses Kerlchen, das sich die Strähne aus dem Gesicht wischt und hysterisch schreit: "So kann ich nicht arbeiten."

"Yves Saint Laurent"
Frankreich 2014; Regie: Jalil Lespert; Darsteller: Pierre Niney,Guillaume Gallienne, Charlotte Le Bon; 106 Minuten; ab 12 Jahren

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