Neu im Kino: "Gestrandet"

Vom Warten und dem Versuch, anzukommen

Fünf Flüchtlinge aus Eritrea in Strackholt - Eine Szene des Kinofilms "Gestrandet"
Fünf Flüchtlinge aus Eritrea in Strackholt - Eine Szene des Kinofilms "Gestrandet" © picture alliance / dpa / Pandora Filmverleih
Von Patrick Wellinski |
Die junge Regisseurin Lisei Caspers hat in "Gestrandet" über ein Jahr das Schicksal von fünf Flüchtlingen aus Eritrea dokumentiert. Sie landen in Ostfriesland und stoßen auf viel Wohlwollen - und verzweifeln doch an der Unsicherheit ihrer Situation.
Ali, Hassan, Osman, Mohammed und Aman sind gestrandet. Die fünf Männer sind aus Eritrea geflohen und nach Deutschland gekommen. Jetzt warten sie auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge. Sie warten darauf in Strackholt, einer 1500-Seelen-Gemeinde in Ostfriesland. Eine Umgebung, mit der die Neuankömmlinge im ersten Moment relativ wenig anfangen können. Das Land ist flach, die Bewohnerstruktur homogen. Die Flüchtlinge fallen auf.
"Im ersten Moment dachten wir, die würden uns ausrauben", sagt eine Kassiererin aus dem Supermarkt. Aber die Flüchtlinge treffen vor allem auf offene und herzliche Menschen. Besonders zwei ehrenamtliche Helfer fühlen sich für die Flüchtlinge zuständig. Der emeritierte Lehrer Helmut versucht, ihnen Deutsch beizubringen und die Journalistin Christiane kümmert sich um den frustrierenden Briefwechsel mit der deutschen Bürokratie.

Auch die Helfer stoßen an ihre Grenzen

Die junge Regisseurin Lisei Caspers, die über ein Jahr lang das Schicksal der fünf Flüchtlinge dokumentiert hat, zeigt ein Idealbild der so genannten Willkommensgesellschaft. Bewohner, die den Flüchtlingen die Hand reichen, die viel Verständnis für die harte Situation aufbringen. Doch der Kern von "Gestrandet" ist das Warten. Denn selbst die Helfer stoßen schnell an ihre Grenzen. Das Warten und die Unsicherheit paralysieren die fünf Flüchtlinge. Ihre anfängliche Euphorie und der Tatendrang sind verflogen. Sie erscheinen nicht mehr zu Verabredungen, können sich auch nicht mehr motivieren. Auch die Helfer beginnen unter dem Stillstand zu leiden.
Diese Verzweiflung droht das gute Verhältnis zwischen allen zu zerbrechen. Es sind genau diese Einblicke, die "Gestrandet" etwas Trauriges verleihen. Auch weil die Dreharbeiten noch vor der großen Flüchtlingsbewegung aus Syrien stattfanden. Die Geschichte der Eritreer nimmt das Chaos aber vorweg, das in unserer Gegenwart längst bestätigt wurde.

Gestrandet
Dokumentation, Deutschland 2016
Regie: Lisei Caspers
80 Minuten

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