Neu im Kino: "Falling"

Sturer Vater, stoischer Sohn

08:25 Minuten
Viggo Mortensen und Terry Chen in einer Szene aus "Falling".
In seiner ersten Regierarbeit schildert Viggo Mortensen, wie sich alles ändert, als der schwule John seinen erzkonservativen, dementen Vater bei sich aufnimmt. © picture alliance / Everett Collection / ©Mongrel Media
Von Jörg Taszman · 12.08.2021
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John lebt mit seinem koreanischstämmigen Ehemann Eric und der adoptierten Tochter idyllisch in Kalifornien. Als er seinen demenzkranken Vater zu sich nimmt, gerät die heile Welt ins Wanken. "Falling" das beeindruckende Regiedebüt von Viggo Mortensen.

Worum geht es?

John lebt mit seinem koreanischstämmigen Ehemann Eric und der gemeinsamen adoptierten Tochter idyllisch in Kalifornien. Dann beschließt er, seinen alten, demenzkranken Vater Willis für eine Weile zu sich zunehmen und für ihn in der Nähe einen Platz im Seniorenheim zu finden.
Aber Willis ist ein bösartiger Patriarch und Tyrann, der ständig Hasstiraden gegen Schwule, Liberale oder Migranten ablässt. Permanent provoziert er seinen Sohn mit seinen Wutausbrüchen und kommt nur mit der Latina-Enkeltochter einigermaßen klar. Mit stoischer Geduld erträgt John seinen sturen und anstrengenden Vater, auch weil der immer wieder an Gedächtnisschwund leidet und hilfebedürftig ist.

Was ist das Besondere?

Viggo Mortensen, der dänisch-US-amerikanische Schauspieler, führte in diesem Film erstmals Regie und spielt auch die Hauptrolle. Mortensen erzählt von einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung in seinem ambitioniert gefilmten und auf mehreren Zeitebenen spielenden Debüt, das besonders von den flirrenden Bildern des dänisch-polnischen Kameramannes Marcel Zyskind lebt.

Fazit

Vor allem filmisch und darstellerisch kann das Debüt von Viggo Mortensen überzeugen. Dabei berührt die Vaterfigur mehr in den ausführlichen Rückblenden, weil sich der einst charismatische und auch seiner ersten Ehefrau gegenüber durchaus liebevolle Willis im Laufe der Jahre immer mehr zu einem autoritären, fast bösartigen Einzelgänger entwickelt, unfähig zu kommunizieren und gefangen in seinem erzkonservativen Mannsein.
Inhaltlich meint es der Film dann in der Jetztzeit ein wenig zu gut und idealisiert die in US Filmen modisch gewordene Diversität in der Familie. So versteht man kaum, warum sich John mit einer Engelsgeduld ständig von seinem unsympathischen Vater terrorisieren lässt. Auch die Ehe zwischen John und Eric, die durch den Vater schwer belastet wird, filmt Viggo Mortensen einen Tick zu idealistisch. Dennoch ein sehenswertes Regiedebüt eines herausragenden Künstlers.

Falling
Kanada /GB/Dänemark 2020
Regie: Viggo Mortensen
Mit Viggo Mortensen, Lance Henriksen, Terry Chen, Laura Linney u.a.

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