Neu im Kino: "Exil"

Verloren im Raum der Mutmaßungen

08:28 Minuten
Filmszene aus "Exil"
Die Verunsicherung von Xhafer (Mišel Matičević) führt im Film "Exil" zunehmend zu Spannungen mit seiner Ehefrau (Sandra Hüller). © Alamode Film
Visar Morina im Gespräch mit Ute Welty  · 20.08.2020
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Der Kinofilm "Exil" erzählt von dem Familienvater Xhafer, der sich gemobbt und zunehmend fremd fühlt. Realität und Fantasie verschmelzen dabei. Regisseur Visar Morina spricht von einem "Prozess der Zersetzung": Er zeigt jemanden, der sucht, aber nicht findet.
Heute kommt der Film "Exil" in die deutschen Kinos, in dem der aus dem Kosovo stammende Regisseur Visar Morina das Bild eines Mannes zeichnet, der sich beständig angegriffen fühlt. Ob das berechtigt ist oder eine sich steigernde Paranoia, bleibt im Unklaren.

Entscheidend ist die Perspektive der Hauptfigur

Der Pharmaingenieur und Familienvater Xhafer (Mišel Matičević) stammt aus dem Kosovo und erliegt einer Verunsicherung, die bald sein ganzes Leben beherrscht und das Gefühl der Fremdheit verstärkt. Seine deutsche Ehefrau (Sandra Hüller) ist wegen Xhafers Verhalten zunehmend irritiert. Und eines Tages hängt eine tote Ratte am Haus.
Er habe in dem Film sehr subjektiv erzählen wollen, sagt Morina. Ihm sei die Perspektive der Hauptfigur wichtig gewesen. "Wenn man verunsichert wird und ich auf diese Frage der Verunsicherung keine Antwort bekomme, bleibt mir nur der Raum der Mutmaßung."
Insofern sei diese Perspektive das eigentliche Thema des Films, so der Regisseur. Sein Anliegen sei es gewesen, zu zeigen, wie ein Mensch seinen Platz in der Gesellschaft sucht, aber nicht findet. Er habe einen "Prozess der Zersetzung" darstellen wollen.

Eine im Westen verortete Geschichte

Es sei ihm sehr wichtig gewesen, dass der Film auch mit einem "Nicht-Ausländer" funktionieren könnte, sagt Morina: "Es geht um einen Menschen, der sich ausgeschlossen fühlt und versucht, dem auf den Grund zu gehen."
Gemeinsam mit seinem Kameramann Matteo Cocco und seinem Szenenbildner Christian Goldbeck habe er zudem versucht, den Film im Westen zu verorten. Die Geschichte könne genauso in Frankreich, in den USA oder in Australien spielen: "Weil ich das nicht als rein deutsches, sondern als westliches Problem sehe."
(gem)
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