Neu im Kino

Dreiecksgeschichten

Der brasilianische Regisseur Bruno Barreto
Der brasilianische Regisseur Bruno Barreto © dpa / picture alliance / Kalaene Jens
Von Hannelore Heider · 09.04.2014
Mit "Die Poetin" bringt Regisseur Bruno Barreto eine Liebesgeschichte zwischen drei starken Frauen der Zeitgeschichte in die Kinos. Ein Film voll mitreißender Leidenschaft - der ganz ohne Melodramatik auskommt.
Drei sensible, intelligente und starke Frauen beherrschen die Leinwand in dieser chronologisch über einen Zeitraum von 15 Jahren erzählten Liebesgeschichte. Sie basiert auf einem Roman und auf wahren Begebenheiten, denn zwei der Heldinnen, die amerikanische Poetin Elizabeth Bishop und die Brasilianerin Lota de Macedo Soares, sind Personen der Zeitgeschichte.
Sie trafen sich 1951 auf dem prächtigem Landsitz der Familie Soares, wo Lota (Glória Pires) und ihre Freundin Mary (Tracy Middendorff) in dieser Zeit sehr ungewöhnlich in freier Liebe zusammenlebten. Die amerikannische Dichterin Elizabeth Bishop (Miranda Otto) wollte in einer Schaffenskrise eigentlich nur ihre Schulfreundin Mary besuchen und verliebt sie sich dann in deren Partnerin, die als kühne Architektin des berühmten Flamengo Parks in Rio und politische Aktivistin berühmt wurde.
Inszenierung im Stil der 50er und 60er
In der eleganten Kostümierung der 50er- und 60er-Jahre mit dazugehörigen Autos und Herren in Anzügen bleibt das Biopic auch in der Inszenierung durchaus im Stil der Zeit. Ganz konventionell erzählt er uns psychologisch ausgefeilt und mit wunderbar atmosphärischen Bildern über die Liebe in einer menage à trois. Dabei erleben wir kontroverse und heftige Leidenschaften, die Selbstfindung einer spröden Dichterin, die schrankenlose Begierde der selbstbewussten Brasilianerin und das stille Leid der Dritten im Bunde, die mit einem von armen Leuten adoptierten Baby in der Patchworkfamilie eingebunden bleibt.
Elizabeth Bishop gelangt in dieser paradiesischen Umgebung zu höchster Kreativität und wird mit dem Pulitzer Preis geehrt. Lota Soares kann sich mit dem Bau des berühmten Parks einen Lebenstraum erfüllen und Mary den der Mutterschaft. Die Stärke und die Schönheit dieser Frauen aber beruht auf durchaus unterschiedlichen Interessen und diese zehren die Gemeinsamkeiten am Ende auf. Voll mitreißender Leidenschaften gibt es in diesem Film trotzdem keinerlei Melodramatik und auch nie die Beschränkung auf eine homoerotische Liebe. Die Liebesgeschichte wirkt in ihrer Tiefgründigkeit und dank außerordentlicher Darstellerinnen höchst modern und universell, auch wenn der Rahmen mit seinem gesellschaftlichen und feministischem Hintergrund nie gesprengt wird.
Die Poetin
Brasilien 2013; Regie: Bruno Barreto; Darsteller: Miranda Otto, Glória Pires, Tracy Middendorf, Marcello Airoldi, Treat Williams; 120 Minuten, ab 6 Jahren
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