Neu im Kino: "Drei Zinnen"

Existenzielle Dramen in ewigen Naturlandschaften

Szene aus dem Kinofilm "Drei Zinnen" von Jan Zabeil: Zwischen Aaron (Alexander Fehling) und Tristan (Arian Montgomery) kommt es während ihrer Wanderung zu Spannungen.
Zwischen Aaron (Alexander Fehling) und Tristan (Arian Montgomery) kommt es während einer Wanderung zu Spannungen. © Rohfilm Productions 2017
Von Patrick Wellinski · 21.12.2017
Jan Zabeil zählt zu den vielversprechendsten Jung-Regisseuren des deutschen Films. Eine zentrale Rolle spielt bei ihm stets die Naturkulisse: In "Drei Zinnen" sind es jetzt die Dolomiten, vor denen er die Dynamiken einer Patchwork-Familie seziert - beeindruckend!

Worum es geht

Vater, Mutter, Kind - Im ersten Augenblick scheint Aarons Familienglück vollkommen. Er ist verliebt in die Französin Lea. Die hat aber noch einen acht Jahre alten Sohn, Tristan, aus einer früheren Beziehung. Aaron macht alles, um dem Kleinen näher zu kommen. Er nimmt Lea und Tristan in die Dolomiten mit, zum Bergmassiv "Drei Zinnen". Er spielt den perfekten Vater. Doch Tristan demonstriert, dass er Aaron als neuen Mann an der Seite seiner Mutter nicht so leicht akzeptiert. Vor mächtiger Kulisse entfachen die beiden ein Duell bei dem sie sich auf Augenhöhe begegnen.

Was den Film besonders macht

Schon in seinem ersten Spielfilm "Der Fluß war einst ein Mensch" demonstrierte Jan Zabeil, dass er sehr daran interessiert ist, existenzielle menschliche Probleme vor dem Hintergrund ewiger Naturlandschaften anzusiedeln. Egal ob die Wälder Botswanas oder wie in "Drei Zinnen" eine Gebirgskette - immer spielt die Natur eine entscheidende Rolle.

In diesem Fall beobachtet er ein Duell zwischen Stiefvater und Stiefkind, beobachtet so einen Konflikt der Nähe und Distanz. Damit seziert Zabeil unterschiedliche Dynamiken, die sich innerhalb einer Patchwork-Familie entfalten können. Mit großartigen Darstellern, unter anderem Bérénice Bejo in ihrer ersten deutschsprachigen Rolle, gelingt so ein intensive Studie der schwierigen Annäherungen.

Bewertung

Auch wenn der Film manchmal seine Figuren mit etwas grellen Farben in einem gut bürgerlichen Kontext verortet, indem er beispielsweise die kleine Berghütte der Familie mit Büchern europäischer Philosophen füllt, entwickelt "Drei Zinnen" genug psychologische Spannung, um als interessantes Porträt einer Familie durchzugehen.
Insbesondere die starken Darsteller hauchen dem Stoff Leben ein und Jan Zabeil zementiert seinen Ruf als mutiger und sehr eigenwilliger Regisseur, der das deutsche Kino in einen spannenden globalen Kontext stellt. Die Besetzung Bérénice Bejos darf man getrost als Geniestreich bezeichnen. "Drei Zinnen" ist so ein interessantes Schlusslicht eines sehr ausgewogenen deutschen Kinojahrs.

"Drei Zinnen"
Regie: Jan Zabel
94 Minuten, FSK: frei ab 12
mit: Berenice Bejo, Alexander Fehling, Arian Montgomery u.a.

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