Neu im Kino: "Die Maisinsel"

Parabel aus Georgien

Szenen in die "Die Maisinsel)
Abga (Ilyas Salman) und Asida (Mariam Buturishvili) in dem Film "Die Maisinsel" © Filmverleih Neue Visionen
Von Jörg Taszmann · 27.05.2015
Im Grenzgebiet zwischen Georgien und Abchasien lebt Abga zurückgezogen mit seiner Enkelin Asida. Als sie einen verwundeten Soldaten gesund pflegen, fühlt sich Asida zu ihm hingezogen. In betörend schönen Bildern knüpft "Die Maisinsel" an die Tradition des georgischen Kinos an.
Ein Großvater und seine Enkelin, ein Teenager , haben sich auf einer winzigen Insel im Grenzgebiet zwischen Abchasien und Georgien niedergelassen. Der alte Mann baut ein schlichtes Holzhaus, pflanzt überall Mais an. Er redet, er kommuniziert kaum.
Die Idylle der Landschaft wird kontrastiert durch Soldaten, die auf dem Wasser patrouillieren und das Mädchen verstohlen beobachten. Ungezwungen badet sie nackt im Wasser, bis sie einmal von einem Mann dabei gesehen wird. Voller Angst läuft sie davon, aber kurze Zeit später entdeckt der Großvater einen verwundeten, georgischen Soldaten, den er gemeinsam mit dem Mädchen gesund pflegt. Als der Georgier wieder bei Kräften ist, fühlt sich die Enkelin zu dem Mann hingezogen, tollt übermütig mit ihm auf der Insel herum und verabschiedet sich von der Kindheit.
Der georgische Regisseur setzt auf Ruhe, lange Einstellungen und die betörend schönen Bilder des ungarischen Kameraaltmeisters Elemér Ragaly. Und doch ist es ein Kino, geprägt von einer ästhetischen Nostalgie, die zu nahtlos an das georgische Kino anknüpft, das man aus den 1970er- und 1980er-Jahren kannte, als Georgien noch der Sowjetunion angehörte. Und so ist diese Parabel schön anzusehen und in ihrer Entschleunigung durchaus faszinierend. Aber dennoch wünschte man sich mitunter, dass Filmemacher aus dieser Region dramaturgisch und formal auch einmal andere Wege gehen.

Die Maisinsel
Regie: George Ovashvili
Darsteller: Ilyas Salman, Mariam Buturishvili, Irakli Samushia, Tamer Levent
Laufzeit: 101 min.
FSK: ohne Altersbeschränkung