Netzwerk Neue Musik/KlangNetz Dresden

Die Sächsische Staatskapelle Dresden ist ein traditionsreiches Orchester. Und doch war dieser edle Klangkörper immer auch ein bedeutendes Uraufführungsorchester. Von Heinrich Schütz über Richard Wagner bis Richard Strauss und Paul Hindemith schrieben die bedeutendsten Komponisten ihrer Zeit gerne für die Staatskapelle.
An diese Tradition knüpft die Staatskapelle Dresden seit 2007 mit der alljährlichen Ernennung eines „Capell-Compositeurs“ an. Der Name geht auf den Titel zurück, den Johann Sebastian Bach am Dresdner Hof trug – eine denkbar ehrwürdige Traditionsfolge also, in die sich zeitgenössische Komponisten gestellt sehen.

Isabel Mundry und Bernhard Lang waren die ersten beiden Komponisten, die zum „Capell-Compositeur“ ernannt wurden, in der Spielzeit 2009/10 folgte ihnen die britische Komponistin Rebecca Saunders – womit gleich zwei der „Capell-Compositeurs“ eigentlich „Capell-Compositrices“ sind. Die in Berlin lebende Komponistin ist eine der originellsten Stimmen der Neuen Musik, die den Instrumenten ganz eigene Klangwirkungen ablauscht.

Ein Jahr lang ließen sich Komponistin und Orchester aufeinander ein. Gleich mehrere Werke gab die Sächsische Staatskapelle bei Rebecca Saunders in Auftrag, die Uraufführungen wurden begleitet von Einführungen, Workshops und einer ganzen Projektwoche, die an der Dresdner Musikhochschule stattfand.

Denn beim „Capell-Compositeur“ geht es nicht nur um die Zusammenarbeit eines Orchesters mit einem Komponisten. Das Ganze ist eingebettet in das „KlangNetz Dresden“, das wiederum Teil des von der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufene „Netzwerk Neue Musik“ ist. Es ist das größte Vermittlungsprojekt für Neue Musik, das es in Deutschland je gegeben hat. Vier Jahre lang – von 2008 bis 2011 – werden in 15 regionalen Netzwerken vielfältige Versuche unternommen, die Neue Musik in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.

Deutschlandradio Kultur ist gemeinsam mit dem Deutschlandfunk über die gesamte Laufzeit von vier Jahren hinweg kritischer Begleiter des „Netzwerk Neue Musik“. Am Ende ihrer Zeit als „Capell-Compositrice“ werden wir gemeinsam mit Rebecca Saunders Bilanz ziehen. Was hat es ihr gebracht, was dem Orchester? Wo gab es Fortschritte? Wo Missverständnisse? Wie sinnvoll ist das Konzept eines „Composers in Residence“, das im „Netzwerk Neue Musik“ nicht nur in Dresden, sondern in anderer Ausprägung zum Beispiel auch in Essen gepflegt wird?

Vor allem aber sind jene Werke zu hören, die Rebecca Saunders für die Sächsische Staatskapelle Dresden schrieb. Zwei davon erlebten erst wenige Tage zuvor ihre Uraufführung.



Netzwerk Neue Musik/KlangNetz Dresden

Rebecca Saunders
„Capell-Compositrice“ der Staatskapelle Dresden 2009/10

„Stratum“ für Orchester (2010)
Uraufführung – Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Staatskapelle Dresden
Leitung: David Robertson

Konzert für Kontrabass und Ensemble (2009/2010)
Uraufführung – Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Andreas Wylezol, Kontrabass
Staatskapelle Dresden
Leitung: Ekkehard Klemm

„traces“ für Kammerorchester (2006/2009)
Uraufführung der revidierten Fassung –
Auftragswerk der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Staatskapelle Dresden
Leitung: Fabio Luisi

sowie Eindrücke von einer Projektwoche mit Rebecca Saunders an der Hochschule für Musik Dresden

Gast im Studio: Rebecca Saunders
Moderation: Rainer Pöllmann